Im Hause des Orgon (Sebastian Reck) herrscht Wohlstand und dank dessen ein ausschweifender Lebensstil. Doch das viele Geld täuscht nicht darüber hinweg, dass der Haussegen schief hängt. Vielleicht mag in Zeiten des Kapitalismus die Askese ein Weg zur Ruhe sein, denkt sich Orgon und lädt den armen Frömmler Tartuffe (Ralph Opferkuch) in sein Haus ein. Von ihm erhofft er sich eine Möglichkeit, das eigene, fade erscheinende Leben zu verändern. Seit Tartuffe bei der Familie lebt, hat diese allerdings nicht mehr viel zu lachen. Die dekadente Lebensweise ist von nun an tabu, die Damen haben sich sittsam zu kleiden und das Geld hat in der Tasche zu bleiben. Tartuffe hingegen hält sich selbst gar nicht an seine Predigten – dass er ein Betrüger ist, will jedoch Orgon nicht wahrhaben. Nur durch eine List seiner Frau (Iris Albrecht) erkennt Orgon den Betrug. Doch da ist es schon zu spät und Tartuffe im Besitz des Familienvermögens. Just steht auch der Gerichtsvollzieher vor der Tür und will der Familie an den Kragen…
Der Regisseur Krzysztof Minkowski erlaubt dem Publikum einen tiefen Blick in ein bürgerliches Milieu, dessen Fassade langsam bröckelt. Der Betrüger Tartuffe findet in Orgon und seiner Familie die perfekten Opfer für sein Spiel. Molière selbst hatte sehr damit zu tun, seinen Text auf die Theaterbühnen zu bringen. Prompt hatte er mit der ersten Version des Stückes für einen der berühmtesten Theaterskandale des
17. Jahrhunderts gesorgt. Seine Kritik am religiösen Heuchlertum war nicht zu übersehen und so musste er den Text mehrfach umschreiben. Heute noch bekannt ist die dritte Fassung, die ab 1669 gespielt werden durfte.
Die Ausstattung orientiert sich an den zu der Zeit des Barock vorherrschenden Lebenseinstellungen: Zum einen an der Idee des »Carpe Diem« zum anderen an der des »Memento mori« – dem Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit. Das schlichte Bühnenbild lässt die Kostüme von Konrad Schaller, die einen Stilmix aus verschiedenen Epochen bilden, noch expressiver wirken. Verstärkt wird das Bühnentreiben von einer ausdrucksstarken Spielweise und durch die Musik, die von Micha Kaplan konzipiert und vom Ensemble vorgetragen wird.
Das künstlerische Leitungsteam hat in der Vergangenheit schon mehrfach erfolgreich für deutsche und europäische Theaterbühnen zusammengearbeitet. Zuletzt haben Krzysztof Minkowski (Regie), Konrad Schaller (Ausstattung) und Micha Kaplan (Musik) die hochgelobte Inszenierung von »Richard III« in Konstanz und »Ronja Räubertochter« in St. Gallen auf die Bühne gebracht.
Tartuffe
von Molière
Deutsche Fassung von Wolfgang Wiens
Regie: Krzysztof Minkowski
Bühne/Kostüme: Konrad Schaller
Musik: Micha Kaplan
Dramaturgie: Julia Figdor
Madame Pernelle: Gisela Hess
Orgon, ihr Sohn: Sebastian Reck
Elmire, seine zweite Frau: Iris Albrecht
Damis, sein Sohn: Philipp Quest
Mariane, seine Tochter: Sonka Vogt
Valère: Timo Hastenpflug
Cléante, Orgons Schwager: Alexander von Säbel
Tartuffe: Ralph Opferkuch
Dorine, Marianes Zofe: Jenny Langner
Monsieur Loyal, Gerichtsvollzieher: Uwe Hoffmann
Premiere am Sa. 2. 4. 2016, 19.30 Uhr im Schauspielhaus/Bühne
Weitere Vorstellung Sa. 16. 4. 2016, 19.30 Uhr im Schauspielhaus/Bühne
Weitere Vorstellungen folgen!
Karten Premiere: 21 € / erm. 13 €
Karten weitere Vorstellungen: 17 € / erm. 9 €
Reservierung und Kauf an der Theaterkasse telefonisch unter (0391) 40 490 490 oder online unter www.theater-magdeburg.de