Das kürzlich erschienene Musikvideo „The Golden Tree“ der leipziger Kunstfigur "The Woman
Inside" beschreibt Momente der Ohnmacht. Orientierungslos, verwundbar und konfus begegnet uns hier eine Schlüsselfigur undefinierbarer Gefühle. Angezogen und zugleich abgestoßen von einer nach Kategorien trachtenden Welt, flüchtet sich "The Woman Inside" in die Introspektion, und stößt dort auf expressive Wünsche. Ein Moment des Widerspruches, in dem die Sprache versagt, das Umschreiben unmöglich wird. Eben dieser Moment ist die Geburtstunde der in „The Golden Tree“ eingefangenen Stimmung. Gezeigt wird eine Welt, der man sich plötzlich nicht mehr zugehörig fühlt. Ein Fremd-Werden im Vertrauten, ein Vertraut-Werden des Fremden.
Das von dem Designkünstler Bart Hess produzierte Musikvideo, greift diesen Aspekt der Entfremdung großartig auf. Hess, der unter anderem bereits Arbeiten für Lady Gaga und Marylin Manson anfertigte, lässt The Woman Inside in einem Latex-Wald erwachen. Ein im Grunde vertrauter Ort erscheint plötzlich verzerrt, die Wahrnehmung befremdlich. Ob es sich bei unserer Betrachtung um eine Außen- oder Innenansicht handelt, lassen sowohl das Video als auch der Song selbst offen. „The Golden Tree“ visualisiert weniger eine entgültige Entscheidung, als den Prozess einer Transformation. Song und Video zeigen nur einen kurzen Augenblick während dieser Verwandlung. Ein Zucken nach dem Erwachen.
Nicht erst mit diesem Song nährt sich "The Woman Inside" einer Thematik, die gegenwärtig immer größere Relevanz erlangt. Fragen zur personalen, gesellschaftlichen und sexuellen Identität thematisiert die androgyne Kunsfigur allein durch Name und Erscheinungsbild. Direkte Antworten liefert sie keine, stattdessen einen vielschichtigen Sound, der sich den herkömmlichen Kategorien entzieht.