Als „Bananensprayer“ wurde er bekannt, mit seiner seit 1986 erstmals in Köln umgesetzten Idee, Orte der Kunst weltweit mit einer Banane zu kennzeichnen. 4000 dieser Kunstorte hat der 1960 geborene Kölner Thomas Baumgärtel bisher mit seinem ikonischen Bananen-Stencil markiert. Doch hat er in den vergangenen Dekaden viel mehr geschaffen, viel mehr ausprobiert, viel mehr auf den Punkt gebracht, wie jetzt wieder eine Ausstellung in der Kölner Galerie 30works zeigt. Am 14. Dezember eröffnet die Schau um 19 Uhr mit einer Vernissage.
Den Pointilismus hat er aus der gezackten Form des Bananenstiels revitalisiert, subversive, politische Plakate gestaltet, riesige Bananen-Skulpturen erschaffen, aber auch hintergründige, düstere Gemälde aus der „Grauen Phase“, die etwa Lagerszenen aus dem KZ Buchenwald zeigen. Er hat als Sprayer die Schablonentechnik weiterentwickelt, hat sich stets die Freiheit genommen, seine Kunst zu verändern. Hat gezeichnet, Druckgrafiken, Fotocollagen und Objekte gestaltet – die eigene Kunst oft ins Performative gedreht: zu Happenings, zu Eingriffen in den öffentlichen Raum.
Freiheit ist ihm wichtig. Freiheit ist ein wichtiger Begriff für sein Werk. Vom illegalen Bananen-Sprayer hat sich Baumgärtel zu einem vielfältigen Künstler entwickelt, dem es vor allem auch um die Wirkung seiner Kunst geht – der bis heute gegen das Elitäre im Kunstbetrieb kämpft. „Kunst muss Wirkung zeigen“, sagt er. Und seine Kunst wirkt, eckt an. Stellt sich gegen vieles, legt den Finger in die Wunde. Kulturbetrieb, Konsumgesellschaft, die Finanzwelt, die Kirche – Baumgärtel schießt seine Kunst-Pfeile virtuos und mit hoher Treffgenauigkeit.
Er zitiert die Kunstgeschichte und schafft dennoch ganz originäre Bilder, wie jetzt die Ausstellung bei 30works zeigt. Neue „Spraygramme“ hat er geschaffen, in zumeist kleinen Formaten. Diese Werkserie steht in der Tradition der Fotogramme von etwa Man Ray: Alltagsgegenstände wie Werkzeuge, Flaschenöffner, Weingläser, Teebeutel oder Kleiderbügel werden auf Leinwand oder Kunstleder übersprüht. Aber auch die Signets globaler Marken wie McDonald’s dienen der künstlerischen Weiterverarbeitung.
Auch einige seiner „Stielbilder“ zeigt Baumgärtel jetzt in Köln. Dieser Bananenstiel-Pointilismus ist von humorvoller Originalität. Aus winzigen, gezackten Bananenstielen bildet der Künstler – neben eigenen Motiven – auch Vorlagen aus der Kunstgeschichte nach. Eine „Liegende Nymphe“ etwa – oder ein Stillleben aus roten Trauben.
Dazu kommen in der Ausstellung noch klassische Stencils, also Schablonenarbeiten, wie etwa ein Werk, das Angela Merkel telefonierend zeigt. Auch sehr Aktuelles, Tagespolitisches ist immer wieder ein Thema für Baumgärtel, wie etwa „CO2 Deal“ von 2013, Spraylack auf Stofffahne. Zu sehen ist das BMW-Signet, doch statt den Initialen der Bayerischen Motoren Werke steht da zu lesen: „CDU“. Von ähnlich polemischer Schärfe ist auch die Arbeit „NSA“, Spraylack auf Holz. Der stolze Adler der „National Security Agency“, wo steht er? Auf einer Banane! Einige großformatige Acryl-Malereien, ein großes Wald-Bild von 2008 etwa, komplettieren eine Ausstellung, welche die große Vielfalt des Künstlers Thomas Baumgärtel dokumentiert. „Kunst muss Wirkung zeigen“ – sagt er. Darum geht es! Wie stark die Wirkung von Baumgärtels Kunst ist, lässt sich jetzt bei 30works in Köln entdecken.
Spraygramme @ 30works
Eröffnung: 14.12.2013, 20 Uhr
Ausstellung: 14.12.2013 bis 12.01.2014
30works Galerie
Antwerpener Str. 42
50672 Köln
Belgisches Viertel
Tel: 0221-5700250
www.30works.de