„Viele Menschen fühlen heutzutage Beklemmung beim Thema Tod und Bestattung“, sagt Karl-Heinz Könsgen Geschäftsführer des Rhein-Taunus-Krematoriums. Der Tag der offenen Tür solle dabei helfen, durch Transparenz und Information diese Ängste ein wenig abzubauen. „Deshalb sagen wir auch immer dazu, dass Besucher bei Führungen nie Verstorbene zu Gesicht bekommen“, so Könsgen. Es seien ausschließlich geschlossene Särge zu sehen.
Traditionell beginnt der Tag mit einem Gedenkgottesdienst zu dem Angehörige von nah und fern anreisen, die hier Verstorbene beigesetzt hatten. Danach folgen die Führungen durch das Krematorium, in denen alle Stationen der Feuerbestattung erläutert werden. Die Führungen starten dort, wo üblicherweise die Särge angeliefert werden. Bereits bei der Ankunft wird der Sarg mit dem Verstorbenen gewogen. „In unserem Krematorium sind wir in der Lage, adipöse Verstorbene einzuäschern bis zu einem Gewicht von 500 kg“, so Könsgen.
Wie stellt man sicher, dass der Verstorbene wirklich tot ist?
In den Führungen wird grundsätzlich sehr viel Raum für Fragen gelassen. Könsgen: „Ist das Eis einmal gebrochen, dann stellen unsere Gäste viele Fragen“. Nach der Erfahrung des Geschäftsführers lautet eine der häufigsten Fragen wie geprüft werde, dass die Person im Sarg tatsächlich auch verstorben ist. Auch möchten viele Besucher erfahren, ob auch immer die richtige Person eingeäschert wird. „Indem wir die Abläufe und Verfahren vorstellen, bekommen unsere Gäste eine viel klarere Vorstellung wie man diese Punkte in einem modernen Krematorium sicherstellen kann“, so Könsgen.
So funktioniert eine Feuerbestattung
Das Rhein-Taunus-Krematorium verfügt mittlerweile über 8 Einäscherungslinien in Form von gasbetriebene Etagen-Kremationsanlagen. Das Familienunternehmen zählt zu den modernsten Krematorien Europas. Mittlerweile werden in einem modernen Krematorium wie dem Rhein-Taunus-Krematorium die Einäscherungsanlagen vom Computer gesteuert. Nachdem der Sarg mit dem Verstorbenen in die Einäscherungsanlage gehoben wurde, wird die Kremierung elektronisch geregelt, um die Parameter im Hinblick auf optimalen Energieverbrauch oder strenge Umweltauflagen zu erfüllen. Viele der Besucher beschreiben die Einäscherung als Verbrennung. „Wir sprechen allerdings nie von „verbrennen“, da die Feuerbestattung durch die große Hitze von mindestens 650° Celsius als Selbstentzündung erfolgt – zu keiner Zeit wird eine Flamme auf den Sarg gerichtet“ sagt Könsgen. Zum Zeitpunkt des Tags der offenen Tür werden alle Anlage nicht in Betrieb sein. So erhalten Besucher die seltene Möglichkeit, einen Blick in die Einäscherungsanlage zu werfen. Im laufenden Betrieb wäre dies aufgrund der großen Hitze nicht möglich.
Neue Beisetzungsformen
Mittlerweile hat sich der Standort in Dachsenhausen zu einem Zentrum für Trauer und Abschiednahme entwickelt. Im Anschluss an die Führungen besteht daher die Möglichkeit, die fußläufig entfernten Friedhöfe zu besuchen. Dies sind der Rheinhöhen Ruhewald, der Rasenfriedhof, das Gräberfeld im Blumengarten und der erste Mensch-Tier-Friedhof Deutschlands. Dort können Gäste die neusten Bestattungsmöglichkeiten kennenlernen. Die Wasserurne ist beispielsweise eine innovative Bestattungsart, in der die Asche durch den Regen über einen längeren Zeitraum in die Erde gelangt. Eine andere Neuerung ist das Heilkräuterbeet. Es steht als Hochbeet direkt an einem befestigten Weg und ist für Angehörige gedacht, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Das Hochbeet ist aus massivem Holz gebaut. Da Angehörige sich dort auch Abstützen bzw. mit Rollator oder Rollstuhl ganz nah an das Grab kommen können, entsteht eine räumlich intensivere Nähe.
Den Tag der offenen Tür führt das Rhein-Taunus-Krematorium in diesem Jahr zum 19. Mal durch. Der Eintritt ist frei. Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Ein Rahmenprogramm rundet die Führungen ab. Auch außerhalb des Tags der offenen Tür kann man das Rhein-Taunus-Krematorium besuchen.