Intensiv wurde drei Jahre lang gearbeitet, dann war es am Sonntag, den 12. September 2010 endlich soweit: um 18.00 Uhr wurde das interaktive Weinmuseum WiMu im Castello Falletti in Barolo eingeweiht. Entsprungen ist es der Fantasie und Vorstellungskraft des Architekten François Confino. Der Schweizer hat weltweit bereits eine Vielzahl hochgeschätzter Museen gestaltet, darunter das Filmmuseum in der Mole Antonelliana, dem Wahrzeichen Turins.
Einen geeigneteren Ort als Barolo zwischen gepflegten Weinbergen hätte es für das WiMu wohl nicht geben können. In der gut 70 km südlich von Turin gelegenen Gemeinde wurde erstmalig vor mehr als 200 Jahren der gleichnamige, auch als „König der Weine“ bekannte Barolo gekeltert. Schnell avancierte er zum offiziellen Wein der Savoyer, und damit also auch zum „Wein der Könige“. Noch heute ist er auf internationaler Ebene einer der namhaftesten Botschafter des made in Italy.
Das Schloss der Adelsfamilie Falletti, in dem das Wine-Museum seinen Sitz hat, erhebt sich im Herzen der kleinen Ortschaft. In den historischen Räumlichkeiten erwartet den Besucher eine Art Reise durch die Herstellung, Kultur und Tradition des Weins und nicht etwa eine statische Kollektion von Ausstellungsgegenständen. Es geht um die Veranschaulichung der Rolle, die der Wein als Urbild des Lebens seit tausenden von Jahren in der menschlichen Kultur, in den Religionen, in den Künsten und in der Kreativität einnimmt. Darüber hinaus werden im WiMu auch das Schloss selbst und die Personen, die es einst bewohnten, gewürdigt, so beispielsweise Juliette Colbert, besser bekannt als Giulia di Barolo, oder der Patriot Silvio Pellico. Letzterer, einer der großen Protagonisten des Risorgimento, war hier Bibliothekar, sein Studierzimmer ist vollständig erhalten.
Die Besichtigungstour des Weinmuseums führt durch 25 Säle, die sich über fünf Etagen erstrecken. Anhand von unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten durchlebt der Besucher ein abwechslungsreiches Spiel von Licht und Dunkel, von Farben und Klängen, von Realität und Mythos. Der Rundgang beginnt im obersten Stockwerk, der Wein wird in seinen unterschiedlichsten Facetten, in Zusammenhang mit der Geschichte, der Kunst, der Musik, der Literatur, mit dem Kino, mit der Küche und mit überregionalen sowie lokalen Traditionen vorgestellt. Wie bei allen Inszenierungen Confinos vermischen sich wissenschaftliche Aspekte mit spielerischem Vergnügen und gelehrte Erwähnungen mit ironischen Zitaten. Seine Ideen sind manchmal höchst ungewöhnlich, niemals jedoch banal. Im WiMu wird nicht nur geschaut, sondern in einer mitreißenden Atmosphäre aktiv erlebt, anhand von multimedialen Installationen, kleinen Theatern und Kapellen, Maschinen und Knöpfen, die der Besucher selbst betätigen muss.
Im Anschluss an den Museumsbesuch darf die Verkostung als sinnlicher Hochgenuss natürlich nicht fehlen. Dafür geht es hinab in den „Tempio dell'Enoturista“ im Untergeschoss, in den Kreis von Barolo und weiteren großen Weinen. Unter Hinzuziehung eines Experten können Interessierte etwas über Duftnoten, Aromen und Persönlichkeiten der Weine lernen, außerdem wird die Bedeutung der jeweiligen Bodenbeschaffenheit erörtert. Ein Videoclip von Maurizio Bonino bietet weitere Eindrücke von der Landschaft, den Bräuchen und Geheimnissen der piemontesischen Weine. Die Reise endet schließlich auf die denkbar angenehmste Weise, nämlich in der Enoteca Regionale del Barolo. In der Önothek, die sich in den alten Weinkellereien des Castello befindet, sind die Schätze der 11 Barolo-Gemeinden zu finden, die natürlich auch gekauft werden können.
Wer nicht sofort nach Barolo aufbrechen kann, hat unter www.wimubarolo.it die Möglichkeit, sich zumindest einen ersten Eindruck vom WiMu zu verschaffen. U.a. können hier auch multimediale Inhalte fürs Smartphone heruntergeladen oder Onlinebuchungen vorgenommen werden. Wer dagegen etwas länger in der Gegend bleiben möchte, um weitere Sehenswürdigkeiten oder Köstlichkeiten der Region zu erkunden, dem stehen vom familiären B&B bis hin zum 5-Sterne Hotel zahlreiche Unterkünfte zur Verfügung.