„Sie lieben Musik? Dann haben Sie das wahrscheinlich schon erlebt: Wer Musik liebt, kann die erhabensten geistigen Ebenen des Menschseins erreichen. Durch Musik wird die Harmonie mit dem Selbst und dem Unendlichen wieder hergestellt. Musik nährt die Seele und den Geist. Musik hilft uns Menschen, zur Mitte unseres inneren Wesens zu finden - zur Quelle des Lebens. Wer auf dem Pfad der Musik voranschreitet, wird am Ende die höchste Vollkommenheit erreichen. Keine andere Kunst kann die Persönlichkeit so inspirieren wie die Musik.“
Musik - eine universale Sprache
Musik gilt, im Sinne klassischer Überlieferung, als eine vollkommene und universelle Sprache, durch deren rechte Anwendung man Charakter und Persönlichkeit entwickeln, verfeinern und inspirieren kann. Wer auf dem Pfade der Musik stufenweise voranschreitet, wird am Ende die höchste Vollkommenheit erreichen.
Es geht in diesem Buch nicht um eine Darstellung der Musiktheorie, sondern um den in Indien höchst subtil entwickelten psychischen, metaphysischen und mystischen Aspekt der Musik. Es geht um das Zusammenwirken von Seele, Natur und Kosmos und damit um die heilende Wirkung der Musik. Durch Musik kann die Harmonie mit dem Selbst und mit dem Unendlichen wieder hergestellt werden.
Die Kapitel des vorliegenden Buches “Musik und kosmische Harmonie aus mystischer Sicht” sind Vorträge, wie der Autor, Hazrat Inayat Khan sie bis zu seiner Rückkehr nach Indien im Jahre 1926 in ungezählten Städten gehalten hat. Sie wurden von seinen Schülerinnen und Schülern mitgeschrieben, und vieles wurde ins Deutsche übersetzt.
Das Buch spannt einen Bogen vom Schweigenden Leben über Form und Rhythmus hin zum Abstrakten Klang im letzten Kapitel. Hier geht es um den Klang der abstrakten Ebene, der von den „Großen im Geiste“ vernommen wird und sich in den Gottesnamen manifestiert. Das ehrfurchtsvolle Anrufen Gottes mit diesen Namen, die einem von geistigen Lehrerinnen und Lehrern anvertraut werden, ist daher in allen Religionen jene große, heilige Übung, durch die die geistigen Sinne langsam erweckt werden und sich bei entsprechender Übung organisch entfalten. Eben das ist es, was der Murshid (Lehrer) für seine Mureeds (Schülerinnen und Schüler) zu tun vermag, im Geist unwandelbarer Gesetze und klassischer, zeitloser Überlieferung.
Hazrat Inayat Khan zeigt in diesem Buch, dass die Grundlage der Schöpfung Klang ist. Der Rhythmus und die Stimmen der Natur helfen Ihnen zu entdecken, wie alles auf Erden zur Harmonie beträgt. Khan konnte mit seiner Musik Kranke heilen, wer ihm begegnete, war beseelt von seiner Musik und seiner Ausstrahlung. Er inspirierte eine ganze Generation junger Musiker im Westen, so z.B. Claude Debussy, mit dem er befreundet war. Hazrat Inayat Khan brachte in den Jahren 1910 – 1926 die Botschaft von „Liebe, Harmonie und Schönheit“, die Lehre von der kosmischen Harmonie, in die westliche Welt. Zu seiner Zeit galt er als der bedeutendste Musiker Indiens und wurde als „Tansen“ verehrt, konnte er doch mit seiner Musik Kranke heilen. Schon als ganz junger Mensch war er ein Gottbegnadeter Vinaspieler und Sänger, ist es doch bei den Sufis alter Brauch, geistige Wahrheiten durch die Sprache der Musik zu vermitteln. Dieses geistige Gut geht seit Jahren bei uns im Westen nicht nur von Hand zu Hand, sondern auch von Herz zu Herz.
Über den Autor:
Hazrat Inayat Khan ist der Begründer der internationalen Sufi-Bewegung und des internationalen Sufi-Ordens. 1882 in Baroda an der West-Küste Indiens geboren, wurde der Sufi-Mystiker in seiner Heimat als Virtuose der klassischen indischen Musik verehrt. Schon in jungen Jahren wurde dem Sänger und Vina-Spieler der Titel „Tansen“ – bedeutendster Musiker Indiens – verliehen. Sein geistiger Lehrer war Kwaja Abu Hashim Madani. Dieser gab ihm den Auftrag: „Ziehe hinaus in die Welt und bringe den Osten und den Westen mit Deiner Musik in Einklang“. Khan emigrierte 1910, um seine Lehre in den Vereinigten Staaten und Europa bekanntzumachen. Seine Kenntnis der durch Musik bewegten Seele war es, die ihm Meisterschaft im „Stimmen menschlicher Seelen“ verlieh. Er verstand es damit, uns Europäern das tiefe, alte indische Wissen des Vedanta nahe zu bringen. Seine Sprache war und ist wie Musik, die von ferne in unseren Ohren klingt. Die Lehre, die er in den Westen brachte, ist die „Botschaft von Liebe, Harmonie und Schönheit“.
Pir-O-Murshid Hazrat Inayat Khan steht in der uralten Tradition des Sufitums, in der Kette der Meister des Chishti-Ordens, welcher die Botschaft der geistigen Menschheitstradition seit dem 13. Jahrhundert in getreuer Überlieferung verbreitet. Sufismus in diesem Sinne ist demnach keine eigene Konfession, sondern die Erkenntnis im Streben auf dem Weg zur Entwicklung wahren Menschentums – in welcher Glaubensrichtung auch immer.
Musik und kosmische Harmonie, Verlag Heilbronn, 98 Seiten, gebunden, ISBN: 978-3-936246-05-6, € 16,95