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Bundespresseamt

Institution

Deutsch-Französischer Literaturpreis an Andreas Maier und Éric Vuillard verliehen


21. Januar 2013, 18:53
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50sten Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages haben Kulturstaatsminister Bernd Neumann und seine französische Amtskollegin Aurélie Filippetti am (heutigen) Montag den deutsch-französischen Literaturpreis ,,Franz-Hessel-Preis“ an die Autoren Andreas Maier und Éric Vuillard verliehen.

Bei der festlichen Veranstaltung im Allianz-Forum in Berlin vor 350 geladenen Gästen aus Politik und Kultur erklärte Bernd Neumann: ,,Zum dritten Mal verleihen wir nun seit 2010 den Franz-Hessel-Preis, alternierend einmal in Frankreich, einmal in Deutschland. Diese heutige Preisverleihung ist ein hervorragender Auftakt für die großen Feierlichkeiten zum Elysée-Vertrag, deren symbolträchtiger Höhepunkt die gemeinsame Sitzung beider Regierungen und Parlamente am morgigen Dienstag sein wird. 50 Jahre Elysée-Vertrag, das heißt 50 Jahre politische Freundschaft und gewachsenes Vertrauen zwischen zwei Ländern, die davor bittere Kriege gegeneinander geführt haben. 50 Jahre Elysée-Vertrag heißt aber vor allem auch: 50 Jahre intensive kulturelle Beziehungen. Die größte Gemeinsamkeit zwischen unseren beiden Ländern ist nicht die Ökonomie, sondern die Kultur – die über Jahrhunderte gewachsene, christlich-abendländische und europäische Kultur, die die Identität unserer Länder prägt und die Frankreich und Deutschland mehr verbindet als alle anderen Länder.“

Staatsminister Bernd Neumann betonte: ,,Künstler, Autoren, Filmemacher und Musiker zu beiden Seiten des Rheins haben in diesen Jahrzehnten unzählige Brücken gebaut. Sie sorgen dafür, dass unsere Zusammenarbeit lebendig, schöpferisch und vielfältig bleibt. Der kulturelle Dialog ist die Wurzel der deutsch-französischen Verständigung. Er ist ein Pfeiler des Kulturraums Europa. Auch die beiden Autoren, die wir heute mit dem Franz-Hessel-Preis auszeichnen, Éric Vuillard und Andreas Maier, gehören zu den schöpferischen Brückenbauern, die uns mit ihrem literarischen Werk Einblicke in die Seele des anderen gewähren.“

Im Anschluss an die Verleihung des Franz-Hessel-Preises besuchten Staatsminister Bernd Neumann und seine französische Amtskollegin das Konzert ,,Après tout“ des französischen Komponisten Fabian Lévy in der Berliner Volksbühne.

Der deutsch-französische Literaturpreis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert und soll dazu beitragen, die Werke der preisgekrönten Autorinnen und Autoren durch Übersetzung im jeweils anderen Land bekannt zu machen. Verantwortlich für das Gemeinschaftsprojekt sind die Stiftung Genshagen (Deutschland, Berlin-Brandenburg) und die Villa Gillet (Frankreich, Lyon).

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und das französische Ministère de la Culture et de la Communication (MCC) finanzieren diese Auszeichnung, um Autoren zu würdigen, die im Nachbarland noch nicht bekannt und deren Werke nicht übersetzt sind.

Der Preis dient dazu, den literarischen und intellektuellen Dialog zwischen Deutschland und Frankreich zu vertiefen. Namensgeber des Preises ist der Schriftsteller und Übersetzer Franz Hessel (1880-1941), der durch seine Biographie und sein Werk (,,Pariser Romanze“, Spazieren in Berlin“) ein Mittler zwischen beiden Ländern und Kulturen war. Die Preisträger werden von einer deutsch-französischen Jury ausgewählt.

Französische Jury: Nils C. Ahl, Francesca Isidori, Christine de Mazières, Augustin Trapenard, Guy Walter. Deutsche Jury: Hatice Akyün, Thorsten Dönges, Hans-Peter Kunisch, Petra Metz, Ulrike Vedder.

Andreas Maier wurde 1967 in Bad Nauheim geboren. Er studierte Altphilologie, Germanistik und Philosophie in Frankfurt a.M. und promovierte über Thomas Bernhards Prosa. Für sein literarisches Debüt Wäldchestag (Suhrkamp, 2000) erhielt er im gleichen Jahr den Literaturförderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung sowie den ZDF-,,aspekte“-Literaturpreis. 2006 hielt Andreas Maier die ,,Frankfurter Poetikvorlesungen“ und war ein Jahr lang Gast in der Villa Massimo in Rom. Maier ist ständiger Kolumnist der Wiener Zeitschrift Volltext.

In seinem neuesten Werk Das Haus (Suhrkamp, 2011) taucht der Erzähler in die Erinnerungen seiner Kindheit ein, in ein Leben scheinbar ohne Menschen und Zwänge. Ein Leben, mal nahe heran gezoomt, dann wieder klinisch sezierend auf Abstand gebracht, jedoch immer erfüllt von der Seele des Kindes – ein besonderer Roman über die Fragilität der Kindheit.

Éric Vuillard wurde 1968 in Lyon geboren. Als Schriftsteller und Filmemacher ist er Autor mehrerer Bücher, darunter Conquistadors (Léo Scheer, 2009), das mit dem ,,Grand prix littéraire du web“ 2009 und dem ,,Prix Ignatius J. Reilly“ 2010 ausgezeichnet wurde. Bei Actes Sud veröffentlichte er 2012 die beiden Erzählungen La Bataille d´Occident und Congo.

In La Bataille d´Occident (dt. Die Schlacht des Abendlandes) erzählt der Autor von der ,,Grande Guerre“, dem Ersten Weltkrieg von 1914-18, dessen unterschiedliche Vorstellungen von ,,Weltherrschaft“ in ein nie dagewesenes Massengrab und in den Untergang mehrerer Imperien führten. Mit einer gewissen Polemik interpretiert Vuillard diesen weltweiten Konflikt neu. In Congo erfährt dabei auch die afrikanische Perspektive Würdigung.

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