Zum anderen vor allem aber auch deshalb, weil der Journalist und Schriftsteller aus Münster mit seinem literarischen Erstlingswerk „Eine Form von Intelligenz“ Unterhaltung bot, die mal brachial-rustikal, mal mit Augenzwinkern zum Schmunzeln, Lachen und Nachdenken anregte. Nach der Vorabveröffentlichung von „Eine Form von Intelligenz“ in Österreich legt die Edition Reklamation jetzt André Hagels Sammlung von Kurz- & Kleingeschichten auch in Deutschland vor.
Nach dem Duschen nackt die Fliesen in der Kabine schrubben – das geht für einen echten Mann gar nicht. Aber der eigenen Großmutter beim Fernsehen ins Knie zu schießen, ist für André Hagel in „Eine Form von Intelligenz“ überhaupt kein ethisches Problem. Auch nicht, sich allein durch diverse Weinjahrgänge zu trinken, um endlich zum Connaisseur des Rebensaftes zu werden. Der langjährige Magazinkolumnist aus Münster sieht in seinen in diesem Band versammelten 31 Kurz- & Kleingeschichten die Welt mit Hühneraugen, berichtet von den Abgründen männlicher Unarten und ihren zeitgeschichtlichen Konsequenzen, knabbert Chips im Partisaneneinsatz, fiebert kontemplativ mit der usbekischen Fußballnationalmannschaft mit, möchte endlich seinen biografischen Doppelgänger vom Mossad kennenlernen, spürt der kulinarischen Unterschicht nach, zieht über androgyne Schmachthaken her und pimpt seine Hauskatze zur Topmodel-Feliden auf. André Hagels Welt ist eine kleine, ereignisarme, wirre. Aber von seinem täglichen Überlebenskampf in der Wildbahn des Alltags zu lesen, ist höchst amüsant.
In der österreichischen Literaturzeitschrift „Der Bikinifisch“ hat der Journalist Klaus Unterrieder „Eine Form von Intelligenz“ bereits mit Vorschußlorbeeren bedacht: „Aus André Hagels Texten spricht jener Schalk, der ihm im Nacken sitzt; und zwar von der ersten bis zur letzten Zeile. Wenn er scheinbar belanglos über ein nutzloses Spiel mit Bauklötzen schwadroniert und dieses beinahe stolz torpediert, erscheint über der Buchseite wie von Geisterhand das schelmische Grinsen des Autors. Spätestens da beginnt man nachzudenken. Zum Beispiel darüber, wie viele sinnlose Tätigkeiten erwachsene Menschen ausführen, nur um wenigstens ,irgendwo' einen Erfolg vorweisen zu können. Einen Erfolg, der doch einzig dem zu verdanken ist, der den Turm aus Bauklötzchen zuvor umgestoßen hat. Das ist eine Erkenntnis. (…) Immer schwebt ein großer Gedanke über den scheinbaren Nebensächlichkeiten, und der hat es in sich. Spätestens, wenn André Hagel als einsamer Weinverkoster versucht, der sozialen Ausgrenzung durch die sogenannten ,Weinkenner' zu entgehen oder unter dem Motto ,Zurück zur Natur' den neu angeschafften Grill zum Selberbauen abfackelt (,Mein Haupthaar wird wieder nachwachsen, da vertraue ich der Kunst der Ärzte'), erkennt der Leser, daß er hier ein Büchlein voll feinsinnig-boshafter Schmuckstücke vor sich hat. Der Spötter (...) hat Substanz, amüsiert und regt zum Nachdenken über das Leben an. Dieses Buch hat das Zeug zur Pflichtlektüre. Gut zu unterhalten, ist große Kunst.“
André Hagels „Eine Form von Intelligenz – Kurz- & Kleingeschichten“ ist in der Edition Reklamation erschienen und im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-00-057114-5; 122 Seiten, Paperback; 14,40 EUR (D), 14,90 EUR (A)).
Zum Autor:
André Hagel wurde 1971 geboren, als eines der letzten regulären Kinder im Krankenhaus des westfälischen Dorfes Hörstel. Dort wurden später statt neuer Erdenbürger nur noch die Tassen gehoben. Nach einigem schreibenden Vorlauf und einer unglücklichen Verirrung in die Lehrerausbildung, die er mit Blessuren überlebte, machte er das Schreiben zu seinem Beruf. Ab 1999 erlebte er im Münsterland die wilde Welt des deutschen Lokaljournalismus, später noch andere wilde Sachen.
Er traf, porträtierte und interviewte interessante Mitmenschen, unter anderem den bestsellernden Russendisko-Erfinder Wladimir Kaminer, den Automobilfabrikanten Tonino Lamborghini, Sexpapst Oswalt Kolle, Mick Jaggers Bruder Chris Jagger, den Bundesverteidigungsminister Erst-mit-dann-nicht-mehr-mit-Doktor Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg, den freundlich grummelnden „Tatort“-Kommissar Peter Sodann, den wüsten Schauspieler Ben Becker und Musiker wie Hannes Wader, Wolfgang Niedecken (BAP), Heinz Rudolf Kunze oder Rolling-Stones-Gitarrist Ronnie Wood. Seine Interviews und Texte mit feuilletonistischen Themen erschienen unter anderem in der Frankfurter Rundschau und Der Standard (Wien), Neues Deutschland, Rolling Stone, Das Magazin und mut. In der österreichisch-internationalen Literaturzeitschrift Der Bikinifisch (Graz, www.kulturinstitut-graz.com) veröffentlicht er neben Gedichten vor allem Texte, für die er die Bezeichnung Kurz- & Kleingeschichten kreiert hat.
Als Ko-Autor schrieb André Hagel mit dem in Sachen Gerstensaft umtriebigen Georg Lechner an dem schmucken, opulenten Prachtband „Lechner's Liste – Traditionelle Brauereien in Deutschland“ (neben vielen lebhaften Eindrücken immer noch erhältlich in Lechners Biermuseum in Oelde, www.georg-lechner-biermuseum.de) sowie als Autor die kleinen, aber feinen Bücher „Burg Hülshoff“, „Schloß Steinfurt“, „Burg Bentheim“, „Telgte“, „Schloß Raesfeld“, „Schloß Nordkirchen“ und „Burg Vischering“ (alle erschienen im Tecklenborg Verlag, Steinfurt).
Er lebt mit seiner Tochter und umgeben von Eichhörnchen, einem verläßlich kurz vor Nachtanbruch nochmal laut kläffenden Nachbarshund sowie neuerdings sogar Störchen mitten in Münster. Hier erfreut er sich am Aufwachsen des Nachwuchses und an der Wanderung des Lichts.
Für redaktionelle Anfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Ein Lese-/Rezensions-PDF von „Eine Form von Intelligenz“ sowie das Buchcover und ein Porträtmotiv André Hagels können angefordert werden.
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André Hagel
Raesfeldstraße 47
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