Über 250 Logistikexperten, Start-ups und Entscheider informierten sich am 19. und 20. November 2019 auf dem 10. Logistik Forum Nürnberg und der angegliederten Logistics Innovation Night der Arbeitsgruppe Supply Chain Services des Fraunhofer IIS über den aktuellen Stand in Sachen Forschung und Technik.
Im Unternehmen stehe vor der Frage nach der richtigen Technologie zuerst die Auswahl der konkreten Anwendung, erklärte Winfried Rockensteiner von Bosch Powertrain Solutions. Wesentliche Voraussetzung für den Erfolg eines Digitalisierungsprojekts seien dann möglichst standardisierte Prozesse, fügte Rockensteiner hinzu. Ganz entscheidend sei außerdem, die Mitarbeiter mitzunehmen und einzubinden, um einerseits Akzeptanz herzustellen und andererseits das gesamte kreative Potenzial nutzen zu können. Prof. Alexander Martin, Institutsleiter des Fraunhofer IIS ergänzte „je digitalisierter die Prozesse, je mehr und qualifiziertere Daten innerhalb wie außerhalb der Unternehmen zur Verfügung stünden, desto bessere Prognosen und Ergebnisse lieferten richtig ausgewählte Analytics- und KI-Verfahren; vor allem vor dem Hintergrund der enormen Schnelligkeit heutiger Algorithmen und Software“. Laut Martin gehe das Optimierungspotenzial dann sogar über die reine Digitalisierung von Prozessen hinaus. Allerdings würden dafür Analytics-Experten benötigt, die nicht nur einschätzen könnten, welche Anwendungen mit KI zu optimieren oder welche Daten dafür notwendig seien, sondern die auch die Sinnhaftigkeit der ausgewählten Methoden bewerteten. Und hier liege ein großes Problem: Durch die wachsende Komplexität der Fragestellungen und damit auch der mathematischen Lösungen seien diese Lösungen oft nicht einfach erklärbar. Dadurch fehle oft das Vertrauen in das Analytics-Projekt. Martin plädiert deshalb für neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung, um diese Lücke zu schließen.
Plattform-Ökonomie verändert die Logistikbranche
Auch in der anschließenden Podiumsdiskussion herrschte Einigkeit darüber, dass die neue Plattform-Ökonomie die Logistikbranche verändert. So seien es die Daten, erklärte Prof. Alexander Pflaum von der Universität Bamberg, die die neue Welt von der alten unterscheiden – sie wären heute der eigentliche Mehrwerterbringer. Dabei könnten „schon heute intelligente Algorithmen Abläufe simulieren und so durch lernende Systeme immer bessere Prognosen schaffen, sodass zukünftig immer mehr Daten und Services der Logistiker durch KI ersetzt werden könnten“, stellte Start-up-Unternehmer Marc Schmitt von Evertracker fest. Die Logistiker müssten sich deshalb bereits heute viel grundsätzlicher mit ihren eigenen Kompetenzen und Assets im KI-Zeitalter auseinandersetzen.
In diesem Zusammenhang setzt der Port of Rotterdam bei der Digitalisierung nicht nur auf ein effizienteres Hafen- oder Lieferketten-Management, sondern agiert selbst als Plattform-Anbieter und sieht sich dabei auch als Treiber des Plattformgedankens, erklärte Matthijs van Doorn.
Auch die Verpackungslogistik reagiert auf das digitale Zeitalter. So stellte Christian Kühnhold von EPAL die neue Rolle der Palette in intelligenten Netzwerken vor. Jörg Loges vom Institut für Verpackungstechnik des VVL präsentierte Verpackungen aus dem 3-Drucker. Und Gebhardt Logistic Solutions setzt nicht nur bei der Zustands- oder Verlaufskontrolle, sondern auch bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle laut Franz Lesch auf die Vorteile intelligenter Sonderladungsträger.
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