Der 41-jährige ist Fliesenleger aus Leidenschaft. Gelernt hatte er Hochbau- und Ausbaufacharbeiter und wurde Spezialist für Fliesen-, Platten- und Mosaikverlegung. In der Abendschule legte er noch eine Ausbildereignung ab. Ehrgeize Ziele setzte er sich schon immer und daher war es nicht verwunderlich, dass sich Andreas Ober entschied, mit seinem Fachwissen auf eigene Verantwortung als selbstständiger Fliesenleger zu arbeiten. Acht Jahre zog er von Bauprojekt zu Bauprojekt. Oftmals mit einem Wochenpensum von über 60 Stunden. Die Arbeit machte Spaß, die Aufträge sorgten für den persönlichen Erfolg.
Darüber vergaß er sich und seine Familie. Der Alltag zu dritt gestaltete sich als zu kompliziert, als dass es für Andreas Ober lösbar war. Seine Flucht in die Arbeit kostet ihn die Beziehung zur kleinen Familie, eine Insolvenz und die Gesundheit. Kein Schlaf, kaum Essen. Er wog nur noch knapp über 50 Kilo. Nichts ging mehr. Damals bezeichnete er es als „Nervenzusammenbruch“. Die Krankheitseinsicht war auch nicht da.
Das Jahr 2014 bildete für ihn den Wendepunkt. Mit einer einjährigen medizinischen Reha wurde er wieder gesundheitlich stabilisiert. Anschließend durchlief er die sechswöchige Berufsfindung und Arbeitserprobung im Beruflichen Trainingszentrum am BFW Leipzig. Die gute Vorbereitung zur Berufsfindung im BTZ Leipzig, die medizinische und kompetente psychologische Unterstützung, das gute Kompetenztraining, das hochwertige Reha Management am BFW Leipzig und die gute Zusammenarbeit mit dem Team Reha der Bundesagentur für Arbeit halfen ihm, sich zu finden. Um dann nach weiteren sechs Monaten mittels Stabilisierung und Vorbereitung auf eine Umschulung im Januar 2018 seinen Platz in der Ausbildung zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel einnehmen zu können.
Dieser Umschulungsberuf schien im jetzt nach seinen ersten sechs Monaten „Lernerfahrungen“ die richtige Wahl gewesen zu sein. Seine Erfahrungen aus dem Baugeschäft gepaart mit dem kaufmännischen Wissen, das er jetzt in insgesamt 24 Monaten erwirbt, sind gute Voraussetzungen, um wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen. Am liebsten im Baustoffhandel. Da kennt er sich am besten aus. Und wenn nicht, dann meint er, am BFW Leipzig kaufmännisch breit genug geschult zu werden, um jederzeit in anderen Bereichen des Kaufmannes berufliche Perspektiven zu finden. „Es geht weiter, zurück ins Leben“, ist das neue Lebensmotto von Andreas Ober. „Frei nach dem römischen Philosophen und Dramatiker Seneca: Wer den Hafen nicht kennt, den er ansteuern kann, für den gibt es selten günstigen Rückenwind. Danke, an alle Häfen, die mich ankern ließen.“
Wie Andreas Ober nehmen jährlich gut 1.000 Menschen an einer Maßnahme im Rahmen der beruflichen Rehabilitation im BFW Leipzig und seinen fünf Außenstellen teil. Ob in einer der vielen Umschulungen wie Herr Ober im kaufmännischen bzw. im gewerblich-technischen Bereich oder in einer der vielen Qualifizierungsmaßnahmen. Über diesen Weg erlangen sie nach langer Krankheit oder Unfall wieder an Selbstvertrauen, um am Arbeitsleben wieder teilhaben zu können.
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Erstellt: Michael Lindner/BFW Leipzig
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BU: Andreas Ober kann heute wieder lachen. Nach schweren Schicksalsschlägen absolviert der ehemalige selbstständige Fliesenleger jetzt eine Umschulung zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel am BFW Leipzig. © M. Lindner, BFW Leipzig