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Bundespresseamt

Institution

Zwei Jahre neuer Ausbildungspakt - Chancen genutzt, Herausforderungen angegangen


06. Februar 2013, 18:17
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Der Pakt in Zahlen

Zwei Jahre nach Unterzeichnung des neuen Ausbildungspaktes kann eine positive Bilanz der Paktaktivitäten gezogen werden: In den Jahren 2011 und 2012 waren die Ausbildungschancen für viele junge Menschen gut. Die Wirtschaft hat ihre Zusagen, jährlich 60.000 neue Ausbildungsplätze und 30.000 neue Ausbildungsbetriebe zu gewinnen, weit übertroffen. So wurden 2011 insgesamt 71.300 neue Ausbildungsplätze eingeworben, 2012 waren es 69.100. Bei den neuen Ausbildungsbetrieben liegen die Zahlen ebenfalls deutlich über den Zusagen. 2011 konnten 43.600 neue Betriebe für Ausbildung gewonnen werden, 2012 waren es 41.660.

Zum 30. September 2012 waren, wie im Vorjahr, mehr unbesetzte Ausbildungsplätze (33.300) als unversorgte Bewerber (15.700) bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet. Bis zum Ende der Nachvermittlung konnte die Zahl der unversorgten Bewerber auf 7.700 reduziert werden. Die Paktpartner rufen die Jugendlichen dazu auf, sich über die noch zahlreich zur Verfügung stehenden Angebote, darunter über 10.000 Plätze für Einstiegsqualifizierungen (EQ) und EQ-Plus-Plätze für Jugendliche mit Förderbedarf, zu informieren und diese kurzfristig zu nutzen. Die Beteiligung an Nachvermittlungsaktionen erhöht die Chancen auf eine Ausbildung: Zu den Nachvermittlungsaktionen kam rund die Hälfte der eingeladenen Jugendlichen. Im Durchschnitt wurden einem erschienenen Jugendlichen sieben Ausbildungsplätze angeboten.

Im Berufsberatungsjahr 2011/2012 blieb die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze mit 517.100 fast konstant gegenüber dem Vorjahr (-0,5%). Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum 30. September 2012 sank gegenüber dem Vorjahr um 3,2% auf 551.300. Während die Zahl der betrieblichen Ausbildungsverträge um 2,5% zurückging, ist die Zahl der außerbetrieblichen Verträge um 15% gesunken. Der Rückgang der Vertragszahlen ist nicht zuletzt Folge der demografischen Entwicklung: So gab es im vergangenen Jahr laut BIBB-Datenreport 1,8% weniger Schulabgänger als 2011. Die geringere Zahl an Ausbildungsverträgen kam auch deshalb zustande, weil es 2012 deutlich schwieriger wurde, die Ausbildungsplatzangebote der Betriebe und die Ausbildungswünsche der Jugendlichen regional und beruflich zusammenzuführen. Die Relation von Angebot und Nachfrage und damit die Chancen des Einzelnen auf einen Ausbildungsplatz sind im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert gut geblieben.

Diese Daten zeigen, dass es einerseits für viele Betriebe je nach Region und Branche wei-terhin nicht leicht ist, passende Bewerber zu finden. Andererseits fällt insbesondere schwächeren Jugendlichen der Einstieg in eine Ausbildung schwer.

Chancen genutzt: Potenziale von Jugendlichen besser erschlossen

Besonders wichtig ist es den Paktpartnern, die Potenziale aller Jugendlichen für die duale Berufsausbildung zu erschließen. Mit vielfältigen Maßnahmen haben sie in den vergangenen zwei Jahren dieses Ziel engagiert verfolgt:
Nach dem Motto "Prävention statt Reparatur" werden in der Initiative "Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss" systematisch Potenzialanalyse, Berufsorientierung und Berufsein-stiegsbegleitung aufeinander abgestimmt und verzahnt. Stärken und Schwächen der Schüler werden in den Vorabgangsklassen in Potenzialanalysen identifiziert. Schwächere Jugendliche können durch Berufseinstiegsbegleiter unterstützt werden. Mittlerweile sind an 2.000 Schulen bundesweit Berufseinstiegsbegleiter tätig. Die Förderung ist jetzt ein Regelinstrument. Zur Verhinderung von drohenden Ausbildungsabbrüchen können Jugendliche weiter durch Senior Experten unterstützt werden (VerA).
Die Paktpartner und die Bundesagentur für Arbeit haben sich für die laufende Paktperiode (2010 - 2014) das Ziel gesetzt, die Zahl der sogenannten Altbewerber spürbar zu verringern. Dies ist in den ersten beiden Jahren gelungen: Die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz, die die Schule bereits vor einem Jahr oder länger verlassen haben, ist von 2010 bis 2012 sowohl absolut wie prozentual stetig gesunken (um insgesamt 27.000 bzw. 10,4%). Auch die Zahl der jungen Menschen, die bereits im Vorjahr mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit eine Ausbildungsstelle gesucht hatten, sank von 155.500 im Jahr 2010 auf 141.600 im Jahr 2012 (-8,9%).
Die intensive Zusammenarbeit von Elternhaus und Bildungseinrichtungen verbessert den Leistungsstand von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Durch die gezielte Ansprache dieser Jugendlichen gelingt es zunehmend, diese für eine Ausbildung zu gewinnen. Die Bundesregierung hat bundesweite, regionale und el-ternspezifische Ausbildungskonferenzen durchgeführt, so z.B. durch die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie im Rahmen des KAUSA-Jugendforums. Das Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT informiert und berät unter dem Jahresthema "Migration.Qualifikation.Integration" junge Migranten und deren Eltern und baut ihnen durch Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben Brücken in das Berufsleben.
Mit dem Projekt "Stark für Ausbildung" wird ein modulares Qualifizierungskonzept entwickelt, um das Ausbildungspersonal insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beim Umgang mit Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf gezielt zu unterstützen. Das Konzept setzt sich aus Online-Lernbausteinen und ergänzenden Präsenzseminaren zusam-men und wird von einem Internetauftritt (www.stark-fuer-ausbildung.de) ergänzt.
Die Förderstrategie der Länder für leistungsschwächere Jugendliche an allgemeinbildenden Schulen erhöht deren Chance auf einen Schulabschluss und die Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben. In der dualen Ausbildung stehen für diese Jugendlichen aus-bildungsbegleitende Hilfen zur Verfügung, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.
Die bundesweite Informationsoffensive "Berufliche Bildung - praktisch unschlagbar" richtet sich insbesondere an leistungsstarke Jugendliche, macht die Attraktivität der beruflichen Bildung für diese Zielgruppe besser sichtbar und zeigt die Karrieremöglichkeiten und Weiterbildungsangebote mit einer dualen Ausbildung auf.

Wichtige Verbindungen geschaffen: Betriebe und Jugendliche enger zusammengeführt

Neben der Erschließung aller Potenziale ist es unabdingbar, Jugendliche und Betriebe optimal zusammen zu bringen. Dazu haben die Paktpartner mit folgenden zielgruppenspezifischen Aktivitäten beigetragen:
Lehrstellenbörsen vernetzt: Anfang 2012 ist die neue gemeinsame Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammern (IHKs) gestartet (www.ihk-lehrstellenboerse.de). Diese stellt bundesweit Lehrstellenangebote von Unternehmen und -gesuche von Jugendlichen bereit. Mit der App "Lehrstellenradar" haben die Handwerkskammern ihre Lehrstellenbörsen opti-miert. Die JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit ist als mobile Version (www.mobil.arbeitsagentur.de/) verfügbar.
Beratungsangebote verbessert: Mit bundesweiten Aktionstagen, Azubi-Speed-Datings und Nachvermittlungsaktivitäten haben Kammern und Agenturen für Arbeit über freie Angebote informiert. Das Förderprogramm "Passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen" wurde ausgedehnt und die Zahl der Vermittlerstellen von 105 auf 205 erhöht. Im Zeitraum 2007 - 2012 konnten mehr als 51.000 Vermittlungen durchgeführt werden.
Frühe Berufsorientierung gefördert: Die Bundesagentur für Arbeit bietet zur Orientierung und Erarbeitung beruflicher Perspektiven Berufsberatung an. Berufsorientierungsmaßnahmen sind als Regelinstrumente flexibler ausgestaltet, und werden ebenso wie das Berufsorientie-rungsprogramm (BOP) der Bundesregierung auf hohem Niveau fortgeführt.

Ausblick: Herausforderungen gezielt angehen

Diese Entwicklungen sind ermutigend und bestätigen, dass es sich lohnt, die vielfältigen Maßnahmen fortzusetzen. Zusätzlich werden sich die Paktpartner insbesondere den folgenden Themenschwerpunkten widmen:

Eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre ist es, betriebliches Angebot und Nachfrage der Jugendlichen passgenau zusammenzubringen. In regionaler wie berufs-fachlicher Hinsicht gibt es "Matching"-Probleme. Auch die Kompetenzen der Jugendlichen und die betrieblichen Anforderungen passen häufig nicht zusammen. Hier ist mehr Flexibilität auf beiden Seiten erforderlich. Über die genannten Maßnahmen hinaus werden die Pakt-partner dieses Ziel weiter intensiv verfolgen.

Die betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) hat sich im Übergangsbereich als wirksames Instrument erwiesen: Bis zu 70% der Jugendlichen, die eine solche Maßnahme absolviert haben, wurden in Ausbildung übernommen. Dennoch konnten zuletzt nicht alle der gemeldeten EQ- und EQ-Plus-Plätze besetzt werden. Die Paktpartner verfolgen das Ziel, dass die bereitgestellten Angebote künftig insbesondere förderungsbedürftigen Jugendlichen verstärkt angeboten und von diesen genutzt werden, um ihren Start in die Berufsausbildung zu erleichtern.

Die Paktpartner messen dem Thema "Inklusion" eine große Bedeutung bei und unterstützen junge Menschen mit Behinderungen gezielt bei der beruflichen Bildung. Die neue gesetzliche Regelung (§ 48 Abs. 2 SGB III) berücksichtigt die besonderen Bedürfnisse von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf und schwerbehinderten Schülern bei der Berufsorientie-rung. Die Empfehlungen der Länder zur inklusiven Bildung im schulischen Bereich haben Impulse gesetzt, um Jugendlichen den Übergang in das Berufsleben und die betriebliche Ausbildung zu erleichtern. Das Projekt "TrialNet" gestaltet durch Entwicklung und Erprobung von Ausbildungsbausteinen beispielhaft individuelle Lernwege und gewinnt Betriebe für die Ausbildung behinderter Jugendlicher. Die "Initiative Inklusion" zielt unter anderem darauf ab, die Berufsorientierung von jungen Menschen mit Behinderungen zu verbessern und neue betriebliche Ausbildungsplätze für schwerbehinderte Jugendliche zu schaffen. Alle Pakt-partner werben in den bestehenden Strukturen für die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten einer Berufsausbildung für Menschen mit Behinderungen.

Noch immer gibt es nur wenige junge Mütter und Väter, die die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung nutzen. Dies ist jedoch eine Chance, Kinderbetreuung und berufliche Qualifizierung miteinander zu vereinbaren sowie sich mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung vor Arbeitslosigkeit zu schützen. Die Paktpartner haben deshalb mit der heute verabschiedeten Gemeinsamen Erklärung "Möglichkeit der dualen Teilzeitausbildung für junge Mütter und Väter stärker nutzen" ihr Ziel bekräftigt, die Teilzeitberufsausbildung bekannter zu machen.

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