Beeindruckende 40 Jahre lang hat The Hilliard Ensemble aus Großbritannien die Vokalmusik entscheidend geprägt.
Mit einem unverkennbaren Ensembleklang, ausgeprägtem Stil und außergewöhnlicher musikalischer Meisterschaft hat das 1974 gegründete Quartett mehrstimmige Gesänge des Mittelalters und der Renaissance, aber auch zeitgenössische Vokalmusik auf Tonträger und im Konzert erschlossen. Nun verabschiedet es sich von den Bühnen der Welt.
Eines ihrer letzten Konzerte gibt die Gruppe beim 15. Internationalen Festival für Vokalmusik „a cappella“ Leipzig, das vom Leipziger Ensemble amarcord initiiert und geleitet wird. Die Hilliards singen damit nicht nur letztmalig in Leipzig, sondern auch letztmals in der Thomaskirche, der Wirkungs- und Ruhestätte von Johann Sebastian Bach. Selbstredend spielt auch Bach für die britischen Sänger eine enorme Rolle. Hilliard-Tenor Rogers Covey-Crump meinte sogar einst, er könne auch „nur mit Bachs Kantaten als Grundnahrung leben“.
Amarcord – inzwischen selbst eine der renommiertesten Vokalgruppen der Welt – hat in jungen Jahren einen Meisterkurs der Hilliards in Cambridge besucht und den Briten für die eigene Entwicklung daher viel zu verdanken. Noch vor der ersten Begegnung versuchten die ehemaligen Thomaner einer Probe der Hilliards heimlich durchs Kirchenfenster zu lauschen, bald schon wurden beide Ensembles aber Freunde auf Augenhöhe.
Die Lehrer und Weggefährten haben amarcord für die kommenden Tage daher auch zu einem gemeinsamen Konzertwochenende nach London eingeladen. Am 16. Mai wiederum sind die Briten dann zu Gast bei amarcords Festival „a cappella“ – nach 2001 und 2008 zum dritten Mal.
Mit dem im Altarraum der Thomaskirche eingelassen Bach-Grab im Rücken verabschiedet sich das Hilliard Ensemble damit am 16. Mai beim Festival „a cappella“ musikalisch von Leipzig – für die Gruppe „das Zentrum der Welt Johann Sebastian Bachs“. Auf dem Programm stehen die beiden Eckpfeiler der meisterhaften Beschäftigung der Hilliards mit Vokalmusik: die Polyphonie des Mittelalters und der Renaissance sowie zeitgenössische Kompositionen, die zum Teil eigens für das Ausnahmeensemble geschrieben wurden. Das Konzert gehört damit zu den Highlights des diesjährigen Festivals „a cappella“, das am 9. Mai mit dem traditionellen Eröffnungskonzert von amarcord beginnt und bis zum 18. Mai andauert.