Im Oktober 2011 starteten der Lehrstuhl für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin und der Lagerraumanbieter MyPlace-SelfStorage ein gemeinsames Online-Projekt: Als Plattform für den interdisziplinären Austausch zu Fragestellungen rund um das Thema „Platz“ riefen sie einen Blog ins Leben, an dem sich Wissenschaftler, Studenten, Architekten, Raumplaner und generell am Thema Interessierte beteiligen können (platzprofessor.myplace.eu). Die Blog-Autoren gehen unter anderem der Frage nach, welche Bedeutung privater Raum in Zeiten hoher Mobilität hat. Sie beschäftigen sich mit den Auswirkungen des zunehmenden Platzmangels in Großstädten auf die Lebensweise der Bewohner und mit dem menschlichen Bedürfnis, Dinge aufzubewahren.
„Platz! Mein Platz? Place-Making!“ – bereits im von Prof. Dr. Wolfgang Kaschuba, Lehrstuhlinhaber Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin, verfassten Vorwort des „Platzprofessor Blogs“ wird deutlich, dass „Platz“ ein facettenreiches Thema ist. Platz ist ein menschliches Bedürfnis, einerseits im Sinne von „genügend Raum“, andererseits im Sinne von „seinen Platz haben“, als Verortungskategorie der eigenen Person und der Umwelt, in der man sich bewegt. In der heutigen Gesellschaft wird Platz zum Problem: In Großstädten ist er Mangelware, hier drängen sich Menschen auf engstem Raum, Wohnungspreise nehmen ausufernde Formen an, Wohnmöglichkeiten für Studenten und Unterkünfte für sozial Schwache fehlen. In anderen Landstrichen verursacht die ausgeprägte Abwanderung einen Überfluss an Platz, der ganze Regionen lähmt und somit Kopfzerbrechen bereitet.
Plattform für interdisziplinären Austausch zum Thema „Platz“
Das Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin und das „Selfstorage“-Unternehmen MyPlace-SelfStorage sehen die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Platz“ als förderungswürdige und gesellschaftlich relevante Aufgabe an und haben deshalb den „Platzprofessor Blog“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, den Blog als Plattform für den interdisziplinären Austausch zum Thema zu etablieren und die wissenschaftliche Diskussion über mit der Platz-Thematik verbundene Fragestellungen und Probleme anzuregen. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sämtlicher Fachrichtungen können hier andere an ihren Ergebnissen, Meinungen und Wissensvorräten teilhaben lassen und im Gegenzug selbst Neues erfahren.
Blogbeiträge zeigen Aktualität und vielseitige gesellschaftliche Relevanz der Platz-Thematik
Bisher wurden auf dem Blog überwiegend kultur- und sozialwissenschaftliche Beiträge veröffentlicht. Die Autoren und Autorinnen diskutieren darin beispielsweise, wie Menschen heute mit privatem Raum umgehen. Die Soziologin Carmen Keckeis (Universität Wien) geht diesbezüglich der Frage nach, ob die immer mobilere und flexiblere Gesellschaft zu „Domophobie“, also „dem Unvermögen, längere Zeit an einem Ort zu bleiben und dort heimisch zu werden“ (Antje Flade) führt oder sich im Gegenteil eine Haltung entwickelt, die von der US-Amerikanerin Faith Popcorn als „Cocooning“ bezeichnet wird, was so viel bedeutet wie „nach innen zu gehen, wenn draußen alles zu rau und erschreckend wird“ (Faith Popcorn). Carmen Keckeis zeigt außerdem auf, welche Veränderungen der zunehmende Platzmangel in Großstädten in der Lebensweise der Menschen nach sich zieht.
Andere Blog-Texte, wie Petra Becks (Humboldt-Universität Berlin) Artikel „Lagern“ oder Annelie Knusts (Eberhard Karls Universität Tübingen) Essays „Zum Wegwerfen zu schade“ und „Über das Bedürfnis, einen Platz zu finden für Dinge, die aufbewahrt werden sollen“ drehen sich um das Aufbewahren von Besitztümern. In diesem Zusammenhang wird beispielsweise diskutiert, welche Auswirkungen Veränderungen im Konsum- und Besitzverhalten der Menschen auf den Umgang mit Stauraum haben.
Auch um den Boom von „Selfstorage“-Einrichtungen, in denen Stauraum außerhalb der eigenen vier Wände flexibel gemietet werden kann, geht es auf dem Blog: Junge Wissenschaftlerinnen, die sich in ihren Studienabschlussarbeiten mit dieser Thematik beschäftigt haben, gehen der Frage nach, wer hier was aus welchen Gründen lagert, wie „SelfStorage“-Kunden ihren „externen Keller“ nutzen und was der Boom von „Selfstorage“ über die heutige Gesellschaft aussagt. Dabei präsentieren sie in empirischen Studien gefundene Ergebnisse. Die Soziologin Carmen Keckeis beobachtet zum Beispiel, dass Menschen mit der Anmietung eines externen Lagerraumes „nicht nur zusätzlichen Platz, sondern auch Zeit freistellen“.
Bei Interesse an einer Veröffentlichung auf dem Blog können sich Interessierte mit ihrem Text und kurzem Autorenporträt an die Blogadministratoren wenden:
http://platzprofessor.myplace.eu/details/kontakt.html
Zur Kooperation des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin und MyPlace-SelfStorage
Die Kooperation der Bloginitiatoren entstand durch eine Abschlussarbeit über das Phänomen „Selfstorage“, die derzeit am Institut für Europäische Ethnologie durchgeführt wird. Der Lehrstuhlinhaber Prof. Wolfgang Kaschuba steht seither in Kontakt mit dem Unternehmen. Als Lagerraumanbieter hat MyPlace-SelfStorage Interesse an einer objektiven, tiefgründigen und vielseitigen wissenschaftlichen Behandlung aller Fragestellungen rund um das Thema „Platz“. Das Unternehmen bietet deshalb bei Forschungsprojekten aus diesem Bereich Unterstützung an. Studierende aller Fachrichtungen, die Interesse an einer Abschluss- oder auch Hausarbeit zu einem „Platz-Thema“ haben, können sich an Alexia Gerhardus wenden @email.
Weitere Informationen über die Initiatoren unter www.euroethno.hu-berlin.de und www.myplace.eu