Nachdem Großbritannien die EU verlassen hat, beginnt jetzt die heiße Phase des Brexits. Bis zum Ende des Jahres 2020 wollen sich beide Seiten dann auf ein Handelsabkommen verständigt haben. Die Gefahr vor einem „harten Brexit“ ist mit dem Austritt noch nicht gebannt, denn über die genauen Regelungen für künftige Zollregeln und Grenzkontrollen muss noch verhandelt werden. So wurde es in dem 600 Seiten starken Scheidungsvertrag zwischen Großbritannien und der EU festgelegt. Aber für deutsche Unternehmen, die Geschäfte in Großbritannien machen, wird sich bis zum Jahresende nichts ändern. Denn bis zum 31. Dezember bleibt das Vereinigte Königreich Mitglied in der Zollunion der EU.
Die Logistik sei bereit für den Brexit, glaubt der BVL-Vorstandsvorsitzende Robert Blackburn und verweist darauf, dass die meisten Unternehmen sogar von der höchsten Eskalationsstufe, einem No-Deal-Brexit ausgegangen seien. „Entsprechend haben sie bereits ihre Güterströme überall dort, wo es möglich war, verlagert oder ihre Lager für eine Übergangszeit entsprechend bevorratet.“ Außerdem hätten der französische und der britische Zoll im vergangenen Jahr getestet, wie sich der Lkw-Verkehr auf beiden Seiten des Eurotunnels im Falle einer Zollabfertigung verhalten würde. Das Ergebnis: „Wenn Frachttransporte, die im Vorfeld angemeldet werden, mit einem entsprechenden Barcode versehen die Grenze passieren, können sie schnell geprüft werden und der Lkw-Verkehr bleibt im Fluss.“ Nachteile gebe es aber natürlich trotzdem. Denn „ganz gleich, wie effizient die Zollbehörden auch arbeiten werden – die Grenze zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich wird eine Bruchstelle im ansonsten freien Warenverkehr darstellen und für beide Seiten – Briten und EU-Länder – Nachteile bringen“.
Möglicherweise auch Chancen verbunden
In der Übergangsphase bis Ende 2020 will Großbritannien ein Handelsabkommen mit der EU schließen. Als Ziel hat London ausgegeben, keine Zölle und mengenmäßige Beschränkungen im Handel einzuführen. Doch Brüssel will sich darauf nur einlassen, wenn sich die Briten auch an EU-Standards in Sachen Umwelt, Arbeitnehmerrechte und staatliche Wirtschaftshilfen einlassen. Zudem drohen sogenannte nicht-tarifäre Handelshemmnisse, wenn sich London nicht langfristig zur Angleichung an EU-Produktstandards verpflichtet. Dann müssten Unternehmen aufwendige Verfahren in Kauf nehmen, damit ihre Produkte für den jeweils anderen Markt zugelassen werden.
Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU seien möglicherweise aber auch Chancen verbunden“, meint Blackburn. Denn gerade der schwebende Brexit habe dazu geführt, dass Unternehmen diesseits und jenseits des Ärmelkanals ihre etablierten Supply Chains genau analysiert hätten. „Und damit ist stets die Chance verbunden, Abläufe nicht nur anzupassen, sondern auch zu optimieren.“ Zudem werde derzeit auf EU-Ebene diskutiert, neue Fährverbindungen zwischen Irland und dem europäischen Festland einzurichten, um den Zwischenstopp über England zu vermeiden. „Die Wirtschaftswege werden sich künftig verändern und beispielsweise europäische Häfen statt – wie bislang – die englischen verstärkt zur ersten Anlaufstelle für Überseetransporte werden“, ist Blackburn überzeugt.
Das wahrscheinlich viel größere Problem, das uns dieses Jahrzehnt beschäftigen werde sei „eine paradoxe Mischung aus weitreichenden Freihandelsabkommen auf der einen Seite und parallel erhobenen Zöllen auf der anderen, die in einem krassen Widerspruch zu funktionierenden globalen Supply Chains stehen, auf die wir unsere Wirtschaft heute ganz ausgerichtet haben“. Die sich ändernden Rahmenbedingungen könnten zu einer belasteten Stimmung auf Unternehmerseite führen. Zurückhaltende Investitionen wären eine mögliche Folge.
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