Inzwischen gibt es keine Zukunftsstudie über den Transport- und Logistikmarkt mehr, die nicht die digitale Transformation der Branche beschreibt. Kundenkontakt, Kundenansprache, Kundenpflege – auch in der Logistikbranche erfolgt all dies mehr und mehr online. Neue, digitale Geschäftsmodelle verändern den Zugang zu den Kunden grundlegend. Entsprechend würden auch im Straßengüterverkehr mehr und mehr Sendungen online abgewickelt, erklärte Ewald Kaiser, ehemaliger Schenker-COO und mittlerweile geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens Corporate Navigators. Kaiser stützte sich dabei auf Zahlen aus einer Studie des Marktforschungsunternehmens Transport Intelligence. Dabei gaben die Befragten an, dass im Schnitt zehn Prozent ihres Volumens online versandt werden. Das seien vier Prozent des Marktvolumens, rechnete Kaiser aus. Dabei wird sich laut der Studie das online abgewickelte Volumen innerhalb von fünf Jahren verdoppeln. Kaiser prognostiziert sogar, dass in fünf Jahren bereits 50 Prozent der Geschäfte online abgewickelt würden.
Ein Vorzeigemodell für diese Entwicklung sei Netflix: „Es ist ein Filmbetrieb, ohne Kinos, und sie haben eine Eins-zu-eins-Kundenbindung hergestellt.“ Wenn Logistikunternehmen sich nicht ähnlich neu aufstellten, würden neue, spezialisierte Anbieter in die Lücke stoßen und die veränderten Anforderungen der Kunden bedienen, warnte er. Dabei würden Plattformen zunehmend an Bedeutung gewinnen, so Kaiser weiter. Es gäbe drei verschiedene Arten von Plattformen: digitale Spediteure („E-Forwarder“) sowie offene und geschlossene Plattformen. Die sogenannten „E-Forwarder“ bieten Offlineprodukte auch online an und ergänzen ihr Onlineangebot mit Zusatzinformationen und Analysetools. Als Beispiel nannte er das zur Stückgutkooperation Cargoline gehörende Start-up Cargoboard.
Außerdem gebe es offene und geschlossene Plattformen. Beide agierten gänzlich online. Offene Plattformen seien transparent für alle Marktteilnehmer und arbeiten transaktionsbasiert. Das ermöglicht Kunden, Preis, Angebote und Konkurrenten zu vergleichen. Kaiser beschreibt sie als „Marktplatz“ und ihre Betreiber als „Makler“. Beispiele seien Timocom und Transporeon. Bei geschlossenen Plattformen, warnte Kaiser, sei die Preisfindung für die Teilnehmer dagegen nicht transparent. Sie schafften ein Monopolwissen, da sie Netzwerkeffekte erzielen und die beiden Marktseiten – Angebot und Nachfrage – voneinander abschotten. Ein Beispiel sei der US-Anbieter Uber Freight, so Kaiser.
NEUE SERVICEPRODUKTE
Ein weiterer Trend der digitalen Transformation sei, dass Carrier versuchten zusätzliche Teile der Logistikkette unter ihre Kontrolle zu bringen. Dies zeige sich aktuell beispielsweise in der Seefracht, stellte Klaus-Peter Barth, früherer Deutschland-Geschäftsführer von NYK und heute Associate Partner bei HPC Hamburg Port Consulting, fest. Das Umdenken habe eingesetzt, nachdem die Linienreeder im vergangenen Jahrzehnt zwar immense Summen investiert hätten, aber keinen entsprechenden Gewinn erzielt hätten, während die Spediteure beispielsweise fast durchgängig ordentlich schwarze Zahlen geschrieben hätten. „Daher sind einige Carrier nun dazu übergegangen, ein Serviceprodukt statt einer bestimmten Rate am Markt zu verkaufen“, analysierte Barth und „die vielen, beim Transport anfallenden Daten konsequent nutzten“.
Nachhaltigen Einfluss auf die Logistik von morgen haben zudem neue Technologien, die vermehrt in der Logistik eingesetzt werden. Unabhängig voneinander schätzten dabei Ingo Bauer, Leiter Transport und Logistik bei Pricewaterhousecoopers (PWC), und Sallar Faridi, Direktor beim Accelerator Plug and Play in Hamburg, drei Dinge als zentral ein: Chatbots für einen automatisierten Kundenservice, Virtual Reality für Anwendungen im Lager und 3-D-Druck für eine On-Demand-Fertigung beispielsweise von Ersatzteilen.
Dabei investieren deutsche Logistikdienstleister überdurchschnittlich viel in die digitale Transformation, machte PWC-Experte Bauer deutlich. Über ein Drittel plane, mehr als fünf Prozent der Gesamtinvestitionen dafür auszugeben. „Doch für die Umsetzung einer digitalen Strategie benötigt man auch qualifizierte Mitarbeiter“, erklärt Bauer. Und die fehlen noch. PWC zufolge hat bisher nur jeder zweite Logistiker Fachkräfte für Digitalisierung im eigenen Haus. Dabei liege die Stärke in diversen Teams mit verschiedenen Fachkenntnissen, betonte die selbstständige Digitalisierungsberaterin Julia Miosga. Es brauche folglich Menschen aus anderen Disziplinen, um innovativ zu denken. Bauer rät in diesem Zusammenhang, durch Kooperationen mit Start-ups Synergien zu heben und somit den Fachkräftemangel auszugleichen.
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