Für Thewes ist jedenfalls klar: „Autonome Lastwagen werden für den Logistik-Sektor immer wichtiger.“ Auch vor dem Hintergrund des immer größer werdenden Fahrermangels, steigender Transportmengen und Emissionsauflagen. Denn der T-pod ist vollelektrisch, infolgedessen nahezu emissionsfrei und kommt komplett ohne Fahrer aus. Er verfügt nicht mal über eine Kabine – und wird entsprechend fernüberwacht. Auf einer Distanz von mehreren Hundert Kilometern soll das möglich sein. Der T-pod erreicht damit das vorletzte Level des autonomen Fahrens. Bei der letzten Steigerung entfiele dann auch die (Fern-)Überwachung.
Das futuristisch anmutende Gefährt ist zudem äußerst platzsparend. 15 Paletten respektive 16 Tonnen passen auf den kleinen Lastkraftwagen – der mit seinem weißen, cleanen Design auch ein wenig an ein Apple-Produkt erinnert. Und an den imperialen Transporter aus „Star Wars“.
Ganz neu ist das Gefährt selbst nicht. Bereits seit 2018 setzt der Logistiker DB Schenker den T-pod auf seinem Gelände im schwedischen Jönköping ein. Nun hat jedoch die schwedische Transportbehörde einer Nutzung auf öffentlichen Straßen die Genehmigung erteilt. Bis zum 31. Dezember 2020 gilt diese. Allerdings gibt es noch ein paar Beschränkungen. Erlaubt ist es DB Schenker ausschließlich, den T-pod auf kurzen öffentlichen Straßen innerhalb eines Industriegeländes einzusetzen. Auf Arealen mit generell niedrigen Fahrtgeschwindigkeiten.
Der T-pod schafft sowieso nur maximal 85 km/h. Das ist sicherlich ein Nachteil gegenüber klassischen Lkw – der jedoch durch die maximale Flexibilität aufgrund nicht erforderlicher Ruhezeiten wieder wettgemacht wird. Theoretisch kann der T-pod, abgesehen von Auflade-Zeiten, 24/7 durchfahren. Alle 200 Kilometer muss er jedoch wieder aufgeladen werden.
Man lehnt sich schließlich noch ein wenig aus dem Fenster – und behauptet, dass bis 2035 20 Prozent des gesamten schwedischen Straßengütertransportes mit T-pods bestritten werden.
GEGENWART
Ob derartige autonome Lkw auch hierzulande zum Einsatz kommen, ist bislang nicht bekannt. Eine Voraussetzung hierfür ist auf jeden Fall der Mobilfunkstandard 5G. Hier ist Schweden schon bedeutend weiter als Deutschland. Aber eine entsprechende Vergabe hierzulande respektive Auktion läuft ja gerade. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen bieten die vier Mobilfunkunternehmen Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch um die Frequenzen. In rund zwei Wochen erwartet man ein finales Ergebnis.
Diese Mobilfunk-Technik ist auch eine Grundvoraussetzung für das kürzlich von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorgelegte „Innovationsprogramm Logistik 2030“. Demnach soll sich 5G – auch abseits autonomer Lkw-Konzepte – zum Standard für neue Anwendungen in der Logistik etablieren und entlang wichtiger Verkehrsadern aufgebaut werden. Auch vernetzte Fabriken und komplexe Virtual-Reality-Anwendungen benötigen 5G.
VERGANGENHEIT
Abschließend noch eine Anekdote aus der Vergangenheit: Mobilfunkstandards werden in Deutschland nicht zum ersten Mal versteigert. Und zu Beginn waren die beteiligten Unternehmen von diesem Vergabe-Modus völlig überfordert. Im Jahr 2000 etwa bezahlten die Bieter insgesamt 50 Milliarden Euro für die zu vergebenen UMTS-Lizenzen. Man schätzte: Ungefähr das Zehnfache dessen, was erforderlich gewesen wäre. Geld, das später infrastrukturell fehlte. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum Deutschland im Bereich der Netzabdeckung nach wie vor aufholen muss. Auf gerade mal 66 Prozent kommt man hierzulande. Und belegt damit weltweit Rang 70 – und steht zwischen Albanien und Kolumbien. Zum Vergleich: Die Spitzenreiter Südkorea und Japan kommen jeweils auf fast 100 Prozent. Und T-pod-Land Schweden auf rund 90 Prozent.
GANZ BESCHEIDENE WÜNSCHE
Immerhin sind bei der aktuell laufenden Auktion nunmehr Spieltheoretiker anwesend, die mit den komplexen Vergaberegularien umgehen können. Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, wünscht sich daher auch nicht vordergründig einen guten Verdienst für den Staat, sondern dass dieses Mal etwas „Sinnvolles“ mit den Frequenzen angestellt werde.
Vielleicht sollte man sich auch einfach an Frankreich orientieren und einen anderen Vergabemodus wählen: Hier werden die Frequenzen nicht versteigert, sondern dem Unternehmen zugeteilt, das eine entsprechende Infrastruktur einrichtet. Und das wäre wirklich mal etwas Sinnvolles. In der Zukunft wissen wir mehr …
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