Und auch die deutsche Factoring-Branche verbuchte das neunte Jahr in Folge einen Zuwachs, wie der jüngst veröffentlichte Jahresbericht herausstellt.
(Wem das jetzt alles zu idyllisch ist, überspringt einfach die nächsten drei Absätze.)
So steigerte sich im vergangenen Jahr das Volumen des Factoring-Marktes – bezogen auf die Mitglieder des Factoring-Verbandes, zu dem wir seit diesem Jahr auch gehören – um starke vier Prozent. Und vor dem Hintergrund, dass deutsche Unternehmen 2018 Waren im Wert von knapp 1,3 Billionen Euro ausgeführt haben, war auch der Zuwachs im internationalen Export-Factoring beachtlich. Dieser lag bei knapp sechs Prozent. Das nationale Geschäft kann da zwar nicht ganz mithalten, verbuchte im abgelaufenen Kalenderjahr aber immer noch ein Plus von 3,2 Prozent.
Bezogen auf die Factoring-Quote – also das Verhältnis zwischen dem angekauften Forderungsvolumen der deutschen Factoring-Institute und dem Bruttoinlandsprodukt – konnte durch diese Zuwächse das Rekordergebnis aus dem Jahresbericht 2017 gehalten werden. Diese lag und liegt bei 7,1 Prozent. „Ein stolzes Ergebnis einer vergleichsweise überschaubaren Finanzierungsbranche mit knapp über 3.300 Mitarbeitern“, resümiert der Verband.
Auffallend ist insbesondere, dass Factoring inzwischen gleichermaßen von großen und kleinen Unternehmen genutzt wird. Fast 44.000 Firmen in Deutschland bedienen sich mittlerweile dieser Finanzierungsalternative – was einem deutlichen Zuwachs von über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Parallel dazu stieg auch die Debitorenzahl auf nunmehr 8,4 Millionen.
FALLENDE INDIZES
Das ist die Vergangenheit. Aber wie sehen Gegenwart und Zukunft aus? Gibt es auch das zehnte Jahr in Folge einen branchenübergreifenden Zuwachs?
Aufgrund der sich abkühlenden Weltwirtschaft zweifeln das immer mehr Unternehmenslenker an. Das geht aus dem aktuellen „ifo Geschäftsklimaindex“ hervor, der als Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland gilt und für den monatlich rund 7.000 Unternehmen nach ihrer Einschätzung der Geschäftslage sowie ihrer Erwartungen für die nächsten sechs Monate befragt werden. Dieser ist zuletzt von 99,2 auf 97,9 Punkte gesunken. Man ist derzeit weit entfernt vom Allzeithoch aus dem Februar 2011. 115,4 Punkte erreicht der Index damals.
Es gibt aktuell ganz einfach zu viele Unwägbarkeiten und Herausforderungen. Auf europäischer Ebene sind vor allem der Brexit und damit verbundene Handelszölle gefürchtet. Und global betrachtet, ist es der Handelskrieg zwischen den USA und China, der die Stimmung in der Wirtschaft eintrübt.
(Wem das jetzt alles zu schwarzseherisch ist, überspringt einfach die nächsten drei Absätze.)
Dazu die immer noch im Raum stehende und bisher lediglich herausgezögerte Ankündigung Donald Trumps, Europa mit Autozöllen zu belegen. Das träfe insbesondere Deutschland. Denn zum Aufschwung der letzten Jahre haben vor allem die Autoindustrie sowie damit zusammenhängende Exporte beigetragen.
Zudem sei es immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Dann die Überregulierung der Wirtschaft, die Vernachlässigung der Infrastruktur und der mehr als schleichende Ausbau der Digitalisierung. Die große wirtschaftliche Abhängigkeit von der Autoindustrie und den Exporten kann so nicht überwunden werden. Schon gar nicht mit einer ratlosen Politik. Hier sehnt sich nicht nur der Factoring-Verband, der seit Beginn der neuen GroKo einen „quasi gelähmten Politikbetrieb“ sieht, nach Handlungsbedarf.
Pessimistisch zeigt sich auch die Logistikbranche, wie aus dem ebenfalls vom Münchener ifo-Institut erhobenen Logistikindikator hervorgeht. Für diesen werden rund 4.000 Logistikdienstleister sowie das verarbeitenden Gewerbe und der Handel als Anwender von Logistikleistungen quartalsweise befragt. Bei den Dienstleistern konnten nur die wenigsten eine Erhöhung des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr angeben. Der Indikator fiel auf 106,9 Punkte, was den niedrigsten Stand seit Februar 2017 darstellt. Logistikanwender bewerteten ihre Geschäftslage hingegen als gut; der Blick auf die kommenden sechs Monate ist aber ein skeptischer. Entsprechend ist der Indikator auch hier im Rückwärtsgang: 112,7 Punkte beträgt dieser nun – seit drei Jahren gab es kein schlechteres Ergebnis.
KLAGEN AUF HOHEM NIVEAU?
Robert Blackburn, Vorstandvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), kann diese negative Grundstimmung jedoch nicht so ganz nachvollziehen. Er sieht hier ein Klagen auf hohem Niveau: „Die Lage ist deutlich besser als die Stimmung. Immer noch sind die Auftragsbücher ordentlich gefüllt und die Unternehmen klagen, dass sie kein Personal finden. Es sind 792.000 offene Stellen gemeldet – nur 1.000 weniger als vor einem Jahr. Es gibt also keinen Einbruch am Arbeitsmarkt. Durch zehn Jahre Wachstum und Boom hat sich die Perspektive verschoben – und praktisch jeder legt die qualitative und quantitative Messlatte anders an als im Krisenszenario der Jahre 2008/2009. Wir sollten uns damit nicht den Blick auf die Chancen des Jahres 2019 verbauen.“
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Und auch der Factoring-Verband macht Mut. Stützend auf die BaFin-Zulassungszahlen für Factoring-Unternehmen freut man sich, „dass Factoring weiterhin im Fokus von Finanzunternehmen, aber auch Kapitalgesellschaften steht“.
Genau das spiegelt sich auch in den Prognosen der Mitglieder des Verbandes wider: Über 17 Prozent sehen eine „sehr gute“, 31 Prozent eine „gute“ und 51 Prozent eine immerhin noch „befriedigende“ Geschäftsentwicklung für 2019 voraus.
Euphorie, die eng mit dem Wesen des Factorings zusammenhängt, das wie ein Korrektiv funktionieren kann. Das verdeutlicht sich auch unserem Finanzierungsmodell, mit dem Speditionen und Fuhrunternehmen unabhängig von vielen Unwägbarkeiten des Marktes sind: Leistungserbringer werden sofort bezahlt und haben keinerlei Ausfallrisiko, während Versender und Speditionen flexible Zahlungsbedingungen vereinbaren können, ohne ihre Fuhrunternehmer zu belasten. Letzteres stellt auch ein Bindeinstrument dar, mit dem sich die Auswirkungen des Fahrermangels umgehen lassen. Ein Tool, das immer wichtiger wird: Wie die Internationale Straßen-Union schätzt, fehlen bis 2027 rund 185.000 Fahrer in Deutschland. Aktuell sind es 40.000. In acht Jahren wird sich das Problem des Fahrermangels, sofern sich die Einschätzung bewahrheitet, also mehr als vervierfachen.
FAZIT
Die Branchenweisheit, dass bewegte Zeiten erfolgreiche Jahre für Factoring-Institute und ihre Kunden versprechen, gilt mehr denn je. Oder, wie Goethe formulierte: „Sein Jahrhundert kann man nicht verändern, aber man kann sich dagegenstellen und glückliche Wirkungen vorbereiten.“
PS: Wer jetzt fast alle Absätze übersprungen hat, weiß zwar nicht wirklich, was auf dem Factoring- und Logistikmarkt los ist, hat dafür aber immerhin ein schönes Goethe-Zitat zum Angeben parat.
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JITpay™ digitalisiert die Abrechnungsprozesse in der Logistik. Im Rahmen der Zentralabrechnung (ZAL®) übernimmt JITpay™ die Abrechnung sämtlicher Logistikkosten für Versender, Speditionen und Fuhrunternehmen. Die Zentralabrechnung kombiniert JITpay™ mit einem eigenen Supply-Chain-Finance-Produkt, das die sofortige Bezahlung der Leistungserbringer ermöglicht. Versender und Speditionen erhalten hierdurch die Möglichkeit, flexible Zahlungsbedingungen zu vereinbaren. Als FinTech und Logistik-Start-up setzt JITpay™ modernste Technologien ein und verfügt über effiziente digitale Geschäftsprozesse. Dabei kooperiert JITpay™ mit starken traditionellen Partnern sowie mit innovativen Technologieanbietern. Gründer und Geschäftsführer der in Braunschweig ansässigen Firma sind Dr. Daniel Steinke, Boris-Michael Steinke sowie Dennis Wallenda, die zusammen über mehr als 50 Jahre Erfahrung in den Bereichen Logistik, IT und Financial Services verfügen.
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