Laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ spielt die Deutsche Bahn einen radikalen Sparkurs mit dem Aus für fast die Hälfte der Güterverladestellen durch. Dieses Programm würde vor allem im Nordosten Deutschlands den Schienengüterverkehr der Deutschen Bahn praktisch beenden. „Eine Fokussierung betrifft das DB-Cargo-Personal stark und führt zu einem Abbau von mehr als 3000 Vollzeitstellen bei DB Cargo bis 2030“, heißt laut „Reuters“. Das Gutachten der Beratungsgesellschaften Oliver Wyman und SCI-Verkehr konzentriert sich laut dem Bericht auf Änderungen beim Einzelwagenverkehr, bei dem einzelne Waggons durch Rangieren zu längeren Zügen zusammengestellt werden. Diese Sparte wird für den Großteil der Verluste von DB Cargo verantwortlich gemacht. Eine Sprecherin von DB Cargo betonte gegenüber „Reuters“: „Es gibt keinerlei Beschlüsse zu den vorgeschlagenen Szenarien, vielmehr wird das Gutachten zunächst von uns intern bewertet und mit Interessenvertretern, Politik und weiteren Stakeholdern diskutiert.“ Keines der Szenarien sei derzeit bei den laufenden Planungen für die nächsten Jahre für DB Cargo berücksichtigt. Oliver Wyman und SCI-Verkehr hatten nach Angaben von „Reuters“ im Kern zwei Szenarien für den Einzelwagenverkehr (EV) vorgeschlagen. Zum einen die Fokussierung: „Größere Flächen, insbesondere in Nord- und Ostdeutschland, werden vom EV-Netz abgehängt und als potenzielle Industriestandorte benachteiligt.“ Zum anderen schlagen die Berater eine jahrelange Subventionierung des Einzelwagenverkehrs vor, was wenig Zustimmung finden dürfte. Zwar soll die Schiene mehr Mittel vom Bund als bislang erhalten. Weitere Milliarden für den Güterverkehr gelten laut „Reuters“ aber als unwahrscheinlich.
Qualitätsmängel und konjunkturelle Einflüsse
Für die Probleme des Schienengüterverkehrs der DB macht der Konzern in den Geschäftsberichten Qualitätsmängel, wetterbedingte Betriebsstörungen und konjunkturelle Einflüsse verantwortlich. Aktuell sei das Aufkommen besonders bei Transporten für die Automobil- und Stahlindustrie rückläufig. Dabei hätten Qualitätsmängel ihre Ursachen in fehlendem Personal und Fahrzeugengpässen. Und gegenüber den Wettbewerbern auf der Schiene habe DB Cargo Nachteile bei der Disposition der Triebfahrzeugführer.
Die DB-Lokführer müssen – vereinfacht dargestellt – so eingesetzt werden, dass sie innerhalb einer Schicht wieder an den Ausgangspunkt zurückkehren. Das ist immer dann problematisch, wenn der für die Rückkehr des Lokführers vorgesehene Zug verspätet ist. Wettbewerbsbahnen hingegen disponieren mit langen Fahrabschnitten und auswärtigen Ruhezeiten von mehr als 36 Stunden. Außerdem verschärfen Probleme mit der Verfügbarkeit des Netzes die Engpässe. Ursache der mangelnden Netzverfügbarkeit sind oft Unpünktlichkeiten im Personenverkehr. Diese Qualitätsprobleme führen dann zu Marktanteilsverlusten, die die wirtschaftlichen Probleme aufgrund des hohen Fixkostenanteils im DB-Schienengüterverkehr verschärften. Zudem machen dem Unternehmen nach wie vor nicht funktionierende oder noch nicht gelieferte Softwarepakete Probleme. Da DB Cargo durch Zukäufe anderer staatlicher Güterbahnen gewachsen ist, ergab sich die Notwendigkeit, ein gemeinsames System für die Betriebsführung zu entwickeln. Im Vorstand wird jetzt auf Initiative des Aufsichtsrats zu Jahresbeginn 2020 ein neues Ressort „Güterverkehr“ eingerichtet. Die Aufgabe übernimmt Sigrid Nikutta, bisher Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe BVG. Sie soll gleichzeitig den Vorstandsvorsitz des DB-Schienengüterverkehrsunternehmens DB Cargo übernehmen. Nikutta arbeitete bereits vor ihrer Tätigkeit bei der BVG für DB Cargo, zuletzt als Produktionschefin der polnischen Tochtergesellschaft DB Cargo Polska.
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