„Der heute vorgelegte Fortschrittsbericht 2012 zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung macht deutlich: Zur Stärkung des Zusammenhalts und zur Sicherung der Fachkräftebasis ist es entscheidend, intensiver als bisher auf die Potenziale von Menschen aus Zuwandererfamilien zu setzen. Erfreulich ist, dass die bisherigen Maßnahmen Wirkung zeigen: So ist die Quote der Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund von 2006 bis 2011 um über 6 Prozentpunkte auf 68,1 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit ausländischen Wurzeln ist jedoch nach wie vor etwa doppelt so hoch wie von Deutschen. Deshalb muss der positive Trend als Rückenwind für verstärkte Anstrengungen genutzt werden! Von zentraler Bedeutung ist der weitere Ausbau einer Akzeptanz- und Willkommenskultur als Zeichen für die Migranten in unserem Land sowie für Fachkräfte in aller Welt“, betonte Böhmer.
Fünf Punkte sind der Staatsministerin besonders wichtig:
- „Gute Deutschkenntnisse sind die Grundvoraussetzung für Integration und für einen Zugang zum Arbeitsmarkt. Notwendig ist zudem die Beherrschung der beruflichen Fachsprache. Die ESF-BAMF-Sprachkurse sind ein großer Erfolg: Sie verbinden den Sprachunterricht nun mit Elementen der beruflichen Weiterbildung. Die berufsbezogenen Sprachkurse können auch dazu beitragen, Müttern mit Migrationshintergrund den Sprung ins Berufsleben zu ermöglichen. Bislang ist nur jede Zweite berufstätig.
- Eine abgeschlossene Ausbildung ist die Eintrittskarte für ein erfolgreiches Berufsleben. Umso dramatischer ist es, dass über 70 Prozent der arbeitslosen Ausländerinnen und Ausländer über keinen (anerkannten) Berufsabschluss verfügen. Im Nationalen Ausbildungspakt von Politik und Wirtschaft, bei dem ich gemeinsam mit der KMK und der BDA die Federführung übernommen habe, hat die Förderung von jungen Migranten höchste Priorität.
- Zahlreiche der arbeitslosen Menschen mit ausländischen Wurzeln verfügen über einen Berufsabschluss, der bisher in Deutschland nicht anerkannt wird. Es ist eine große Hilfe, dass das Bundesgesetz zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse seit April vergangenen Jahres in Kraft ist. Für viele Berufe wie den Lehrer-, den Ingenieurberuf oder die Sozialberufe sind jedoch die Länder zuständig. Deshalb ist es dringend nötig, dass die Länder ihren Ankündigungen Taten folgen lassen und eigene Gesetze auf den Weg bringen. Hierbei sollten keine landesrechtlich geregelten Berufe ausgeschlossen werden! Bisher haben nur wenige Länder eigene Gesetze verabschiedet.
- Das Anerkennungsgesetz des Bundes steht für die Wertschätzung der Lebensleistung der Migranten. Dieses Denken muss sich verstärkt im Alltag wiederfinden, beispielsweise auch in den Ausländerbehörden. Sie sind häufig die ersten Anlaufstellen für Migranten. Umso entscheidender ist es, dass die Behörden intensiver am Ausbau einer Akzeptanzkultur in Deutschland mitwirken. Notwendig ist eine Servicehaltung gegenüber Migranten, die sich bei uns einbringen wollen.
- Zum Ausbau einer Willkommenskultur gehört die Einrichtung von Welcome-Centern gerade in größeren Kommunen. Ich begrüße es ausdrücklich, dass das Bundesarbeitsministerium den Aufbau von Welcome-Centern durch Finanzierungen im Rahmen des IQ-Netzwerkes fördert. Das Zeichen an bereits hier lebende Migranten und an kluge Köpfe in aller Welt lautet: Deutschland ist ein weltoffenes und tolerantes Land. Wer sich hier aktiv engagieren will, ist willkommen.“