Am 03.05.1969 wird Björn Steiger an einem Zebrastreifen in Winnenden von einem Auto erfasst. Heutzutage wäre die Vorgehensweise bei einem solchen Unfall ganz klar: Notruf absetzen, Erste Hilfe leisten, warten auf den Krankenwagen, der innerhalb von wenigen Minuten am Unfallort erscheint, bei Bedarf kommt noch ein Notarzt hinzu. Im Krankenwagen selbst wird der Patient vorab schon versorgt.
Doch im Jahre 1969 verläuft die Rettungskette ganz anders. Bis der Krankenwagen kommt, vergeht fast eine Stunde, heutzutage eine unvorstellbare Situation. Der Fahrer ist lediglich mit einer Sanitätstasche ausgerüstet. Björn stirbt nicht an seinen Verletzungen, er stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus am Schock.
„Nur wer etwas tut, kann auch etwas verändern“ - Dr. Siegfried Steiger
Aufgrund dieser schrecklichen Erfahrung beschließen die Eltern von Björn, Ute und Siegried Steiger, den Aufbau der Notfallhilfe in Deutschland anzuregen. Am 07.07.1969 gründen sie mit sieben Freunden die Björn Steiger Stiftung als gemeinnützigen Verein. Daraufhin folgt ein langer und oftmals sehr holpriger Weg, den die Familie Steiger mit viel Hartnäckigkeit meistert, um im Rettungssystem schlussendlich etwas bewegen zu können. Grundsatz dieser Arbeit war und ist die Aktivierung staatlicher und privater Institutionen, aber auch die starke Eigeninitiative.
In den ersten Jahren wird der Funk für den Rettungsdienst eingeführt, die Bundesstraßen werden mit Notruftelefonen bestückt und der bereits begonnene Abbau des Autobahn-Notrufs wird verhindert. Außerdem werden von der Stiftung die Finanzierung der ersten voll ausgerüsteten Rettungswägen, die europaweit erste flächendeckende Einführung der kostenlosen Notrufnummer 110/112 und einiges mehr initiiert beziehungsweise durchgeführt. Schließlich wird von der Stiftung die Deutsche Rettungsflugwacht als erste zivile Luftrettungsorganisation aufgebaut und finanziert. Errungenschaften, die heute nicht mehr aus dem deutschen Rettungssystem wegzudenken sind.
Die laufenden Projekte, die die Zukunft der Notfallhilfe bestimmen, werden die Björn Steiger Stiftung auch die nächsten Jahre in Anspruch nehmen. In der Notfallhilfe besteht noch viel Optimierungsbedarf. So kämpft die Stiftung weiterhin für eine flächendeckende Versorgung mit dem Baby-Notarztwagen, für die Verfügbarkeit von Laien-Defibrillatoren in Betrieben, Firmen und öffentlichen Einrichtungen und für die Einführung von Erste-Hilfe-Ausbildungsmaßnahmen im Schulunterricht. Hier konnte vor kurzem ein weichenstellender Erfolg verbucht werden. Der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz der Länder hat beschlossen, dass Wiederbelebungskurse nun fest in den Lehrplan aufgenommen werden sollen. Im Übrigen ist die Stiftung wieder nach Winnenden, ihrem Gründungsort, gezogen. Natürlich ist auch hier im Eingangsbereich ein AED-Gerät vorhanden. Außerdem wird die Winnender Innenstadt nach und nach ebenfalls mit Laien-Defibrillatoren ausgestattet.
Die Björn Steiger Stiftung möchte sich auch die kommenden 45 Jahre für eine optimierte Notfallhilfe in Deutschland einsetzen und bleibt somit ihrem Motto „Alles für dein Leben“ treu.