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Bundespresseamt

Institution

Verantwortungsvolle Investitionen in Landwirtschaft sind im Kampf gegen den Hunger entscheidend


20. Januar 2013, 00:55
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und der Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO, José Graziano da Silva, haben eine deutliche Steigerung von verantwortungsvollen privaten und öffentlichen Investitionen in die Landwirtschaft in Entwicklungsländern gefordert.

Investitionen in den Agrarsektor seien entscheidend, um den Hunger und die Armut in der Welt entschlossen zu bekämpfen und die steigende Weltbevölkerung zu ernähren, betonten beide zum Auftakt des Internationalen Agrarministertreffens im Rahmen des Global Forum for Food an Agriculture (GFFA) am Samstag in Berlin. Allerdings müsse es dabei klare Regeln geben, damit die Bevölkerung vor Ort von den Investitionen profitiere. Aigner und Graziano da Silva riefen die mehr als 80 Teilnehmer des Agrarministertreffens dazu auf, sich aktiv an der Entwicklung von "Leitlinien für verantwortliche Agrarinvestitionen" zu beteiligen. Mit diesem zentralen Projekt will der Ausschuss für Ernährungssicherheit der FAO in den nächsten Jahren einen weiteren Baustein legen für die Verbesserung der Ernährungslage. Im vergangenen Jahr waren von den Mitgliedstaaten unter Beteiligung der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft bereits die "Freiwilligen Leitlinien über den Zugang zu Land und Ressourcen" beschlossen worden.

Derzeit sind Investitionen in die Landwirtschaft in den Regionen, in denen Armut und Hunger weit verbreitet sind, immer noch zu gering. Berechnungen der FAO zufolge investieren Landwirte in 76 Entwicklungsländern mit niedrigen und mittleren Einkommen etwa 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr in die Landwirtschaft – pro Landwirt entspricht das einem Betrag von etwa 150 US-Dollar. Das ist zwar das Dreifache der Summe aller anderen Investitionen in Landwirtschaft – darunter öffentliche Mittel, private Auslandsinvestitionen sowie die Gelder aus der Entwicklungszusammenarbeit. Zur Ernährung einer steigenden Weltbevölkerung sind laut Schätzungen der FAO jedoch jährlich zusätzliche Investitionen in Höhe von 83 Milliarden US-Dollar erforderlich. Nur über zusätzliche Investitionen in den Agrarsektor und die gesamte Wertschöpfungskette können Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit gesteigert, Arbeitsplätze geschaffen und die Armut bekämpft werden.

Immer noch leiden rund 870 Millionen Menschen weltweit an Hunger und Unterernährung. Sie haben oft keinen Zugang zu ausreichender und bedarfsgerechter Nahrung. Die meisten von ihnen leben in Entwicklungsländern auf dem Land. Aigner betonte: "Wir müssen unsere Kräfte auf die Bäuerinnen und Bauern konzentrieren. Sie sind die Leistungsträger im ländlichen Raum, dort liegt das größte Wertschöpfungspotenzial – sowohl in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung als auch mit Blick auf die sichere Ernährungslage in diesen Ländern. Die Bundesregierung gibt jährlich mehr als 700 Millionen Euro aus für Ernährungssicherung und die ländliche Entwicklung in Entwicklungsländern. Ein Ziel dabei sind nachhaltige Ertragssteigerungen. Dazu setzen wir zum Beispiel auf Bildung und Ausbildung vor Ort und haben einige wichtige Agrarausbildungsmaßnahmen angestoßen."

Generaldirektor Graziano da Silva sagte: "Heute wissen wir, dass Investition in Landwirtschaft einer der effektivsten und nachhaltigsten Wege ist, um Hunger und Armut zu reduzieren. Deshalb müssen wir mehr investieren. Und wir müssen auch besser investieren. Es ist Aufgabe der nationalen Regierungen, mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft Bedingungen zu schaffen, unter denen die Bauern mehr investieren können. Diese Mehrinvestitionen sollten sowohl wirtschaftlichen und sozialen Nutzen bringen als auch umweltfreundliche Ergebnisse erzielen."

Graziano und Aigner waren sich einig, dass vor allem die Kleinbauern in die Lage versetzt werden müssen, mehr Nahrung zu erzeugen, Rücklagen zu bilden und zu investieren und auf neue Herausforderungen und Risiken wie beispielsweise den Klimawandel zu reagieren. Es müssten bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Investitionen in die Landwirtschaft langfristige Erfolge zeitigen und lohnenswert sind. Auch große, oftmals internationale Investoren, müssten sich an Regeln halten und die Rechte der lokalen Bevölkerung schützen, um eine Zerstörung ihrer Lebensgrundlage und der natürlichen Ressourcen zu vermeiden. Die "Leitlinien für verantwortliche Agrarinvestitionen" sollen hier eine wichtige Richtschnur für Investoren werden.
Informationen zum Global Forum for Food and Agriculture (GFFA)

Das GFFA ist eine weltweit einmalige politische Tagung, die sich den zentralen Zukunftsfragen der globalen Land- und Ernährungswirtschaft widmet. Die Tagung findet – in Verbindung mit dem Internationalen Agrarministergipfel – in dieser Form zum fünften Mal während der IGW statt. In diesem Jahr steht das Thema "Verantwortliche Investitionen in Agrar- und Ernährungswirtschaft – Schlüsselfaktor für Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung" im Zentrum der Veranstaltung, zu der sich 82 Ministerinnen und Minister aus der ganzen Welt angemeldet haben. Aigner erklärte dazu: "Weltweit gibt es kein anderes Treffen von Landwirtschaftsministern, das auf so große Resonanz stößt und eine so hohe Anerkennung genießt wie der Agrarministergipfel in Berlin. Die Teilnahme so vieler Delegationen aus der ganzen Welt spiegelt auch die Bedeutung des Themas wider."

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